Das Schwarze Auge 111: Eiswolf, Linda Budinger (Buch)

Das Schwarze Auge 111
Eiswolf
Linda Budinger
Titelillustration von Alan Lathwell
Karte von Ralf Hlawatsch
FanPro, 2009, Taschenbuch, 346 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-248-2

Von Armin Möhle

»Eiswolf« spielt in der Welt des Rollenspiels »Das Schwarze Auge«. Die ersten DSA-Romane erschienen bereits ein Jahr nach dem Spiel, und zwar 1985. Angesiedelt sind die Romane auf dem Hauptkontinent der DSA-Welt, Aventurien. Mittlerweile umfasst die Reihe über 100 Bände, von denen die ersten 73 im Heyne Verlag, alle weiteren bei FanPro erschienen sind. Die DSA-Romanen bieten talentierten Autorinnen und Autoren Veröffentlichungsmöglichkeiten außerhalb der etablierten Fantasy-Reihen und -Verlage.

Der Medikus Tjulf Resken wird von der Hesinde-Priesterin Jettjala als Arzt für eine Expedition in die Klirrfrostwüste angeheuert. Neben ihm gehören ein Magier, ein Führer, Jäger und Söldner der Expedition an. Die Aufgabe der ›Firunswoge‹ und ihrer Besatzung ist es, Jettjala und ihre Begleiter in den Norden, an den Rand der Klirrfrostwüste, zu bringen. Jettjala hofft, dort nichts Geringeres zu finden als das Schwarze Auge selbst. Die Reise in den Norden verläuft zwar nicht ereignislos, jedoch ohne ernsthafte Bedrohungen. Erst nach der Ankunft der Expedition am Rand der Klirrfrostwüste wird die ›Firunswoge‹ zerstört. Ein Teil der Besatzung und fast alle Expeditionsteilnehmer können sich auf das Eis retten.
Ungeachtet dieser Katastrophe beginnt Jettjala mit der Suche nach dem Schwarzen Auge. Gewaltsame und erklärliche Todesfälle lösen die Solidarität zwischen den Überlebenden der Expedition und der ehemaligen Besatzung der ›Firunswoge‹ auf und lassen tiefes Misstrauen zwischen ihnen entstehen, dem auch Tjulf Resken zum Opfer fällt: Er wird in die Klirrfrostwüste verbannt und entdeckt dort den wahren Charakter der Bedrohung, der er und die noch lebenden Expeditionsteilnehmer und Ex-Besatzungsmitglieder der ›Firunswoge‹ ausgesetzt sind.

Die Handlung von »Eiswolf« ist auch ohne Kenntnis des »Das Schwarze Auge«-Universums verständlich. Die Hintergrundinformationen, die die Autorin in den Roman eingeflochten hat, könnten ebenso gut der Detaillierung eines serien-unabhängigen Romans dienen. Die Klirrfrostwüste wirkt dagegen weniger authentisch. Die Expedition von Jettjala und ihren Begleitern hat ihr Vorbild in den historischen Vorstößen in die Polarregionen der Erde. Die Entbehrungen und Bedrohungen, denen ihre Teilnehmer durch die Natur ausgesetzt wurden, kommen in »Eiswolf« für die Protagonisten kaum zum Ausdruck. Gewiss, sie leiden Hunger und sind entsprechend der Kälte gekleidet, doch bedrohlich wirkt das nicht. Aber es ist natürlich nicht das Hauptanliegen des Romans, die Lebensbedingungen in Polarregionen realistisch darzustellen.
Da es sich bei »Eiswolf« um einen Serien gebundenen Roman handelt, werden auch des DSA-Universums unkundige Leser nicht ernsthaft erwarten, dass Jettjala das Schwarze Auge tatsächlich findet, was immerhin gewisse Probleme im DSA-Universum aufwerfen könnte. So überrascht es nicht, das Tjulf auf ein Wesen stößt, das bereits vor Jahrhunderten in der Klirrfrostwüste sein Unwesen trieb, und es gemeinsam mit den Überlebenden der Expedition und der ›Firunswoge‹ bekämpft.

»Eiswolf« ist routiniert erzählt und fügt sich wegen der zahlreichen Hintergrundinformationen und Querverweise sicherlich gut in das DSA-Universum ein und ist für die Leser der bisherigen Romane ein weiterer Baustein ihrer bevorzugten Welt. Für Fantasy-Leser mit darüber hinausgehenden oder anderen Interessen bleibt der Roman jedoch zu sehr in bekannten Handlungsmustern verhaftet, um empfohlen werden zu können.