Star Trek Deep Space Nine: Ein Stich zur rechten Zeit, Andrew J. Robinson (Buch)

Star Trek Deep Space Nine
Ein Stich zur rechten Zeit
Andrew J. Robinson
(Star Trek – Deep Space Nine: A Stitch in Time, 2000)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Anika Klüver
Titelbild von Martin Frei nach Bildern von Paramount Pictures
Cross Cult, 2011, Taschenbuch, 436 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-92-2

Von Christel Scheja

Schauspieler verkörpern Figuren meistens nur in den Serien, für die sie unter Vertrag gestellt wurden und haken die Rollen ab, wenn sie nicht mehr dafür gebucht werden. Hin und wieder aber kommt es vor, dass sie sich auch noch weiter damit beschäftigen und sogar Geschichten dazu schreiben. Gerade bei den Schauspielern im phantastischen Bereich ist das schon mehrfach vorgekommen – man denke nur an William Shatner und seine Kirk-„Star Trek“-Romane oder Richard Hatch mit seiner Weiterführung von „Kampfstern Galactica“. Auch Andrew J. Robinson schreibt nicht nur über den Cardassianer Elim Garak, er hat ihn sieben Staffeln lang in „Star Trek: Deep Space Nine“ verkörpert.

Der Krieg gegen das Dominion ist zu Ende. Zu den Welten und Imperien, die einen sehr hohen Preis dafür gezahlt haben, sich einerseits mit den Feinden aus dem Gamma-Quadranten zu verbünden und diese andererseits zu hintergehen, gehört auch Cardassia. Vor allem die Hauptwelt liegt in Trümmern. Elim Garak kehrt nach langer Verbannung in seine Heimat zurück. Während er an dem Ort aufzuräumen beginnt, an dem er sein Leben begann, beschäftigt er sich auch mit den Trümmern seines Lebens und zieht Bilanz. Seine Memoiren schickt er vor allem Julian Bashir, Stationsarzt von Deep Space Nine, mit dem ihn immer noch eine besondere Freundschaft verbindet. Elim Garak blickt auf sein Leben zurück, das als der Sohn eines Gärtners und einer Hausangestellten begann. In einer Akademie lernt er seine wahren Stärken und Schwächen zu erkennen, die ihn schließlich dazu befähigen, in den Obsidianischen Orden aufgenommen zu werden, den Geheimdienst Cardassias. Nach und nach findet er heraus, dass sein Vater eigentlich nicht sein Vater ist, sondern ein ganz anderer Mann, der im Geheimen seine Geschicke liebt. Doch trotz seiner Befähigung ist er nicht das, was man sich unter einem Agenten Cardassias vorstellt, denn seine Karriere endet jäh durch einen Eklat.

In „Ein Stich zur rechten Zeit“ wird eine der interessantesten Figuren der Serie beleuchtet. In der Serie bleibt Elim Garak sehr geheimnisvoll und man erfährt erst nach und nach, dass er eigentlich mehr als nur ein harmloser Schneider ist, der aus seiner Heimat verbannt wurde. Der Roman geht der Frage nach, warum er der Mann geworden ist, den die Zuschauer in der Serie kennenlernen und wie weit er gegangen ist, warum er aber schließlich aufs Abstellgleis geschoben und nach Deep Space Nine verbannt wurde.

Die Mission, bei dem Wiederaufbau Cardassias zu helfen ist eher Nebensache und findet auch keinen befriedigenden Abschluss. Die Rückblicke in die Vergangenheit sind viel interessanter, geben sie doch Aufschluss über den Charakter und die Gesellschaft in die er geboren wurde. Zwar sorgt der Autor für genug Action, die Spannung ist aber eher in den Momenten gut, in denen Elim Garak tiefer in seine Vergangenheit und seine Gedanken blickt und auch über die cardassianische Gesellschaft reflektiert. Heraus kommt ein dichter Roman, der gerade Fans der Serienfigur in den Bann schlagen dürfte, denn man hat das Gefühl einen glaubwürdigen Hintergrund präsentiert zu bekommen, der im Kanon bleibt, da man Elim Garak genau wiedererkennt.

Daher gehört „Ein Stich zur rechten Zeit“ zu den empfehlenswerten Romanen der Serie. Da er nicht in die aktuelle Handlung der Romanserie eingebunden ist, ist er für alle verständlich, die sich genug Folgen im Fernsehen angesehen haben, in denen Garak aufgetreten ist. Trifft das zu, kann man eine lebendige und atmosphärisch dichte Biographie genießen, wie man sie nur selten findet.