Jon Winter: Kalt gemacht (Buch)

Jon Winter
Kalt gemacht
2019, eBook, 2,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1988 geborene und heute noch im Süden von Deutschland lebende Jon Winter ist ausgebildeter Fremdsprachenkorrespondent, hat aber schon früh auch das Schreiben für sich entdeckt. Zuvor war er ausschließlich im Fantasy-Genre unterwegs, 2019 aber veröffentlichte er seinen Psychothriller „Kalt gemacht“.


Richard Wilson ist ein australischer Global Player und Multimilliardär, der sogar eine im Nordatlantik gelegene Insel namens Tornstram sein Eigen nennen kann. Dort verwirklicht er gerade sein aktuelles Projekt. Seine vier Kinder werden dazu eingeladen, dieses genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doch schon kurz nach der Ankunft müssen sie feststellen, dass sie in Einigem belogen wurden. Zum einen ist das Eiland nicht so menschenleer, wie ihnen vorgegaukelt wurde, zum anderen machen sich auch noch üble Entdeckungen, die nicht nur die Vergangenheit des Ortes, sondern auch ihre eigene in Frage stellen und für Einige tödlich enden.


Nach einer kurzen Vorstellung der vier recht unterschiedlichen Geschwister, die auch alle einen ganz eigenen Weg gegangen sind, um ihre Zukunft zu gestalten, schlägt das beklemmende Szenario grausam zu, denn es scheint nicht nur, als seien sie in eine Falle gelockt worden, jemand bedroht sie auch noch an Leib und Leben.

Natürlich versuchen die drei Männer und ihre Schwester herauszufinden, was Sache ist und warum ihr Vater sie wirklich auf diese Insel gebracht hat, denn immer mehr düstere Geheimnisse werden offenbar und Überleben scheint keine Option zu sein.

Der Autor nimmt sich die Zeit, die Geschichte aufzubauen und führt gleich mehrere Figuren ein, die ebenfalls Gründe haben, den Wilsons schaden zu wollen oder zumindest andere Pläne haben, als sie gegenüber den Geschwistern behaupten. Es werden jedenfalls immer wieder Hinweise und Andeutungen ausgestreut, die man zunächst noch nicht zuordnen kann, die aber - je mehr es auf den Showdown zugeht -, Sinn ergeben und die Geschichte sauber auflösen.

Zwar ist nicht alles so unvorhersehbar wie erhofft, die Spannung bleibt aber hoch und das Ende weiß durchaus zu überraschen, auch wenn die Zusammenhänge vielleicht einen Hauch zu schnell erklärt werden, die Auflösung auf den ersten Blick zu einfach scheint. Aber insgesamt werden Leser den Psycho-Thriller erhalten, den sie sich erhoffen, denn es geht ordentlich zur Sache und die Atmosphäre ist in sich stimmig beklemmend, grausam und düster.

Die Figuren sind nett ausgearbeitet, aber man bleibt dennoch ein wenig auf Distanz zu den handlungstragenden Charakteren, was leider auch dazu führt, dass man nicht unbedingt mitfühlt, wenn das Schicksal bei den Geschwistern hart zuschlägt.

„Kalt gemacht“ ist daher ein solider Psycho-Thriller mit einer sauber aufgebauten Handlung und interessanten Entwicklungen, der aber leider bei den Figuren zu blass bleibt, um wirklich voll und ganz mitfiebern zu können, auch wenn der rote Faden sauber durchgezogen wird.