Die Adler Roms 1 (Comic)

Enrico Marini
Die Adler Roms 1
(Les aigles de Rome/Livre 1, 2007)
Aus dem Französischen von Marcel Le Comte
Carlsen, 2009, Album, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-551-79190-0

Von Irene Salzmann

Um das Jahr 0 wird der junge Cherusker Herrmann als Geisel nach Rom gesandt und im Haus des Titus Valerius Falco zusammen mit dessen Sohn Marcus aufgezogen. Nachdem sich die arroganten Jünglinge zunächst als Rivalen betrachteten, schweißen erst das strenge Regiment des Vaters und dann die Rettung Herrmanns – jetzt Gaius Julius Arminius – vor einem wütenden Bären durch Marcus die beiden zusammen. Kaum noch sieht man sie getrennt, doch sie wissen die derben, unangebrachten Anspielungen der anderen Männer im Keim zu ersticken.

Während sich Arminius anpasst, das Leben und die Privilegien eines Römers von Stand genießt, bleibt Marcus zurückhaltend und nachdenklich, lässt sich aber von seinem Freund immer wieder mitreißen. Regelmäßig quälen ihn Albträume, in denen er von einem weißen Wolf verfolgt und in den Tod getrieben wird. Wollen ihn die Götter warnen?
Durch das überraschende Dahinscheiden seiner germanischen Mutter verliert Marcus den einzigen Menschen, der Verständnis für ihn hatte und ihm freundlich begegnete. Seine Halbschwester Lucilla ist die Einzige, die sich über die Tragödie freut. Hatte sie ihre Hand im Spiel? Und hat die Erziehung Arminius wirklich zu einem loyalen Vasallen Roms gemacht?

Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß, was sich damals zugetragen hat: Zwar ist nur wenig – in erster Linie aus römischen Quellen – über Arminius, den 17 v. Chr. geborenen Sohn Segemers, bekannt, doch scheint sicher zu sein, dass seine Familie eine führende Position innerhalb des pro-römischen Stammes der Cherusker innehatte. Er wurde nach Rom geschickt, lernte dort die Sprache, Kultur und militärische Strategien der Besatzer kennen, was er später nutzte, als er einige germanische Stämme vereinen konnte, um im Teutoburger Wald die Truppen des Varus vernichtend zu schlagen. In den Folgejahren gab es für keine der beiden Seiten einen entscheidenden Sieg, jedoch wurde das weitere Vordringen der Römer gebremst. Arminius wurde 21 n. Chr. von Verwandten ermordet.
Der Widerstand von Hermann dem Cherusker/Arminius gegen die Römer lieferte von jeher Stoff für literarische Werke und Verfilmungen. Der Schweizer Comic-Künstler Enrico Marini nahm sich des Mythos in seiner Serie »Die Adler Roms« an, von der für Mai ein zweiter Band angekündigt ist.

Im ersten Teil werden der geschichtliche Hintergrund, die Lokalitäten und die Hauptfiguren vorgestellt und die Jugend von Arminius und Marcus beleuchtet, die trotz ihrer Gegensätze – der eine ist ein verwegener Krieger, der andere ein besonnener Denker – zu Kameraden werden. Ob diese Freundschaft von Bestand sein wird, bleibt abzuwarten, denn es geschehen Dinge, die zum Spekulieren einladen und vielleicht schon den Grundstein für das Ende legen.
Nach einem Anfang, der deutlich macht, dass in dieser Ära das Schwert regiert, geht die Story eher verhalten weiter, und es gibt nur kleine Höhepunkte wie den Kampf gegen den Bären und Arminius’ risikofreudiges Verhalten im Hause seines Pflegevaters. Regelmäßig werden erotische Einlagen dazwischen gestreut, fast schon als Ersatz für eine spannende Handlung.
Die realistischen Illustrationen sind zwar ansehnlich, so dass auch die Darstellungsweise der Liebesspiele gefällt, aber am Schluss ist man doch ein bisschen enttäuscht und fragt sich, ob das alles war. Freilich erwartet man keine endlosen Schlachten und Metzeleien stattdessen, wohl aber einen Mix aus Charakterentwicklung und packenden Momenten mit unerwarteten Wendungen, eingebettet in historische Fakten. In Band 2 sollte sich die Story schon etwas steigern, um den Leserwünschen entgegenzukommen, denn Ä… & T…, auch wenn sie hübsch gezeichnet sind, sind einfach zu wenig.