Mechthild Gläser: Jane und die Geheimnisse von Branwell Hall (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 22. Juli 2024 11:58

Mechthild Gläser
Jane und die Geheimnisse von Branwell Hall
Loewe, 2024, Paperback, 400 Seiten, 16,95 EUR
Rezension von Christel Scheja
Mechthild Gläser verbeugt sich in ihrer freien Nacherzählung von „Jane Eyre“ gleich doppelt vor dem Klassiker, erhält ihre Protagonistin doch den Nachnamen des Pseudonyms, das Charlotte Bronte bei der Erstveröffentlichung ihrer fiktiven Biographie verwendete. Zugleich gibt sie „Jane und die Geheimnisse von Branwell Hall“ einen phantastischen Anstrich.
Jane Bell kommt nach langen Jahren, in denen sie in Deutschland aufgewachsen ist, zurück in ihre Heimat Thornfield, um sich dort das Cottage ihrer Großmutter wieder herzurichten und gleichzeitig eine Anstellung als Au-pair auf Bramwell Hall anzutreten.
Die kleine Audrey bedarf eines neuen Kindermädchens. Doch schon in den ersten Stunden und Tagen bemerkt Jane, dass es im Dorf und auf dem Herrschaftssitz nicht mit rechten Dingen zugeht. Außerdem quälen sie mehr und mehr dunkle Träume - oder sind es vielleicht sogar Visionen?
Die Voraussetzungen für einen romantischen Thriller sind schnell geschaffen, auch wenn hinter den seltsamen Vorkommnissen und Problemen, denen Jane und ihr Umfeld ausgesetzt werden, kein Mensch steckt, sondern die heute so beliebten Feenwesen der englischen Mythologie. Wieder einmal dürfen diese ihr Unwesen treiben und die Menschen verängstigen. Geschickt bindet die Autorin dabei klassische Motive ein, die man bereits aus vielen anderen Romanen kennt, räumt aber auch der sich entwickelnden Liebesgeschichte zwischen der jungen Frau und dem nicht viel älteren Hausherrn Raum ein.
Man merkt dabei schon, dass die Geschichte routiniert geschrieben ist. Die Autorin weiß genau, wann sie welche Wendung einbauen muss, um die Spannung zu halten. Das führt allerdings auch dazu, dass erfahrene Leser Vieles vorhersehen können und auch vom Ende nicht überrascht werden, dass gewisse Anklänge an „Rebecca“ von Daphne de Maurier bietet. Auch die Figuren sind eher archetypisch, wenn auch auf die modernen Gegebenheiten umgearbeitet, so dass sie nicht all u sehr aus der Zeit gerissen werden.
Das Ganze wird flott und unterhaltsam erzählt, hat tatsächlich keine Längen, allerdings auch keine denkwürdigen Momente. Der Zielgruppe - Leserinnen ab zwölf Jahren - wird es aber vermutlich gefallen, da es alle Erwartungen in Bezug auf eine aktive Protagonistin und eine romantische Liebe erfüllt.
„Jane und die Geheimnisse von Bramwell Hall“ ist so die solide und modern aufgepeppte freie Nacherzählung des Klassikers „Jane Eyre“, die vor allem die Erwartungen der Leserinnen erfüllt, die sich nach einer romantischen Liebesgeschichte, familiären Gefühlen mit einem Hauch Fantasy-Abenteuer sehnen.