Leigh Brackett: Schwelende Rebellion (Buch)

Leigh Brackett
Schwelende Rebellion
Übersetzung: Dr. Helmut W. Pesch
Titelbild: s.BENeš
Carcosa, 2024, Paperback, 264 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen in einem Sonnensystem, wie man es sich im Vor-Raumfahrtzeitalter vorstellte. Die Planeten, allen voran Mars, Venus und Merkur haben eine tropische beziehungsweise Wüstenatmosphäre und sind von wilden Stämmen besiedelt. Überall kann man auf Ruinen einstiger Hochzivilisationen stoßen, es gilt das Recht des Stärkeren, des Brutaleren.

In dieser Welt wuchs Eric John Stark auf dem Merkur bei einem der dortigen Stämme auf. Der Erdenmann hat sich dabei nicht nur den Respekt und die Achtung vor fremden, nur auf den ersten Blick primitiven Kulturen angeeignet, er hat auch seine animalische Seite akzeptiert.

Drei Abenteuer warten vorliegend auf uns. Drei Novellen, die uns, neu und sehr stimmungsvoll von Dr. Helmut W. Pesch übertragen, zeigen, dass Leigh Brackett zu den interessantesten, eigenständigsten Autorinnen ihrer Zeit gehörte.

In diesen Abenteuern entführt sie uns zweimal auf den Mars, dann auf die Venus und hinterfragt zu der Zeit der Entstehung eigentlich unumstößliche Klischees. Dabei präsentiert sie uns farbenprächtige, exotische Abenteuer, die von dem so oft beschworenen Sense of Wonder nur so strotzen. Es geht durch Wüsten zu vergessenen Städten und ins ewige Eis, wir stoßen auf unsterbliche Wesen und fiese Bösewichter, aber auch auf starke, emanzipierte Frauen und nachdenkliche Muskelmänner.

Dabei lesen sich die drei Novellen mehr wie Heroic Fantasy, als wie Science Fiction.

Ja, es gibt Raumschiffe und Strahlenwaffen, die allermeisten Auseinandersetzungen aber werden mit dem geschliffenen Stahl in der Hand zwischen Recken der klassischen Art ausgefochten. Dabei beweist sich Eric John Stark als ebenbürtiger Held zu solchen Größen wie Conan oder John Carter - gerade mit letzterem gibt es einige Gemeinsamkeiten -, während die Handlungsorte eher an Robert E. Howard erinnern… und doch ganz anders, ganz eigen daherkommen.

Das hat auch heute, gut 70 Jahre nach der Erstveröffentlichung, noch eine erzählerische Wucht, die selten ist. Kein Wunder, dass diese drei Novellen als herausragende klassische Science Fantasy zählen; die späteren Stark-Romane orientieren sich dann eher an der klassischen Space Opera.

Insofern ist es Carosa zu danken, dass der Verlag diese Perlen der Fantasy dem Vergessen entrissen hat (soweit mir bekannt erschien bislang nur die „Zauberin der Venus“ als „Utopia Zukunfstroman“ unter dem Titel „Revolte der Verlorenen“ auf Deutsch).

Hoffen wir, dass die Leigh-Brackett-Edition im Verlag fortgesetzt wird - Leser wie das Oeuvre hätten es verdien