Pete Farn: Planet der Navigatoren (Buch)

Pete Farn
Planet der Navigatoren
Titelbild: Thomas Breher
p.machinery, 2024, Paperback, 144 Seiten, 15,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ed ist ein kleiner Angestellter, der seit Jahrzehnten in derselben Firma sein Brot verdient. Aufgrund seiner Zurückhaltung hat man ihn schon ein paar Mal bei den Gehaltserhöhungen außenvorgelassen; ihm ist seine Ruhe wichtiger als die Karriere.

Mit noch rund zehn Jährchen bis zu Rente kümmert er sich um seine SF-Romane, seine DVD-Sammlung (natürlich SF) und seine Freunde - in der Reihenfolge.

Eines Tages klingelt es an der Tür. Ein Traum von einer Frau steht vor ihm und meint, sie suche genau ihn!

Nein, nicht falsch verstehen, sie ist nicht auf der Suche nach einem Bettpartner, sie arbeitet für eine Firma aus Stuttgart, die ihm für zwei Stunden einen Film anschauen und dabei Messungen über sich ergehen lassen will - gegen Geld.

Ed wundert sich, ist vorsichtig, aber probieren kann man den Nebenjob ja einmal. Er nimmt am Samstagvormittag im Fernsehsessel platz - und hat danach einen Filmriss. Was in den zwei Stunden wirklich passiert ist, ahnt er nicht. Doch ihm und seinen Freunden kommen Zweifel, zumal sich ein Konkurrenzunternehmen auch noch bei ihm meldet. Das gibt es doch nicht, dass unabhängig voneinander gleich zwei Firmen wollen, dass er sich für gutes Geld Filme ansieht - was ist da los?

Mit Hilfe einer bewusstseinsverändernden Substanz – ja, man könnte auch Droge sagen - will er den Vorkommnissen auf die Spur kommen… und entdeckt weit mehr als je geahnt, kommen die Forscher doch nicht von hier…


Was ist das für ein wohltuend dünnes Büchlein, das uns die p.machinery hier kredenzt? Ein SF-Roman, der zunächst ganz im Hier und Jetzt fußt, dann aber schnell ins Phantastische abrutscht. Vergessen Sie dabei die „Orion“, die „Enterprise“ oder den Todesstern, Farn erzählt eine weniger unrealistische Geschichte.

Sein Protagonist, dessen Ausgestaltung vielleicht vom Verfasser inspiriert wurde, erweckt unwillkürlich unser Mitleid. Zu unbeholfen, zu träge, zu gutmütig agiert der Mann in den besten Jahren. Statt eines Draufgängers erwartet uns ein Couch-Potato, der die leere Pizza-Schachteln in seinem Wohnzimmer stapelt, der phlegmatisch und letztlich wenig erfolgreich sein Leben zu meistern sucht. Das hat für uns Leser hohen Wiedererkennungswert, zumal die entsprechenden Beschreibungen sich gewollt pointiert und selbstironisch lesen.

Für den SF-Fan hält der Plot aber keine wirklichen Überraschungen bereit. Es wird bald deutlich, wohin die Reise geht - wobei der Weg dorthin das Interessante ist. Hier reminisziert Farn viel und gerne in der guten alten Zeit der (eigenen) Jugend, widmet der Suche nach dem Sinn des Daseins einige Gedanken, ohne zu tief zu gehen. Im Vordergrund steht klar die Unterhaltung der Rezipienten. Die Dialoge sind manches Mal ein wenig zu ausufernd, ansonsten liest sich der Text auf einen Rutsch flüssig durch.