P. Djèlí Clark: Der Spuk in Luftbahnwagen 015 (Buch)

P. Djèlí Clark
Der Spuk in Luftbahnwagen 015
(The Haunting of Tram Car 015, 2016 / A Dead Djinn in Cairo, 2019)
Übersetzung: Bernd Sambale
Titelbild: Stephan Martiniere
Cross Cult, 2024, Paperback, 192 Seiten, 14,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Bereits mit seinem Roman „Meister der Dschinn“ erregte P. Djèlí Clark Aufsehen, siedelte er seine Geschichte zwar in einer alternativen Welt um die Jahrhundertwende an und garnierte sie mit Steampunk-Elementen, wählte aber als Schauplatz nicht Europa oder Amerika, sondern ein eigenständiges Ägypten mit einer lebendigen arabischen Kultur. In dieser Welt siedelte er nun auch zwei Novellen an, die Cross Cult in einem Band als „Der Spuk in Luftbahnwagen 015“ verlegt.

 

In der Titelgeschichte gehen die Agenten Hamed Nasr und sein neuer Partner Onsi Youssef der Frage nach, ob die Gerüchte über Angriffe auf harmlose Passagiere in einem der modernen Luftbahnwagen wirklich stimmen, und müssen erkennen, dass ihr Gegner viel heimtückischer und gefährlicher ist als erwartet.

In „Ein toter Dschinn in Kairo“ untersucht die aus „Meister der Dschinn“vbekannte Ermittlerin Fatma el Sha‘arawi einen überaus interessanten Mordfall, der aber ganz offensichtlich nur die Spitze einer viel größeren Verschwörung ist.


Die beiden Novellen lassen sich durchaus auch verstehen, wenn man den Roman nicht gelesen hat, denn der Autor erklärt die zum Verständnis notwendigen Dinge zu den Figuren und zum Setting. Aber natürlich versteht man kleine Details noch besser, wenn man bereits einmal in die Welt eingetaucht ist.

Tatsächlich ist die Titelgeschichte viel eigenständiger als die andere, denn sie hat nicht nur mehr Seiten, auch der Fall ist geradliniger in Szene gesetzt, so dass der Autor ein paar mehr Erklärungen in den Hintergrund investieren kann.

Bei der kürzeren Geschichte merkt man doch eher, dass er hier ziemlich an der Oberfläche kratzen musste. Aber immerhin kommen hier die ganz besonderen Elemente zum Tragen, die dieser Kosmos ausmacht, verwestlicht der Autor seine Figuren doch nicht.

Die Erzählungen leben von dem besonderen Ambiente der orientalischen Welt, dem Denken und Fühlen der Menschen, die mit dem Islam aufgewachsen sind und dem ganz eigenen Selbstverständnis gegenüber der magischen und mystischen Welt. Das ist es dann wohl auch, was die Abenteuer mit Krimi-Elementen so unterhaltsam macht.

„Der Spuk in Luftbahnwagen 015“ ergänzt die Welt von „Meister der Dschinn“ durch zwei unterhaltsame und kurzweilige Novellen, die Steampunk, Mystik und Krimi zu einer spannenden Mischung verbindet. Die beiden Geschichten sind zudem nette Lektüre für Zwischendurch.