Brian McClellan: Blut des Imperiums - Die Götter von Blut und Pulver 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. Juli 2023 09:52

Brian McClellan
Blut des Imperiums
Die Götter von Blut und Pulver 3
(Gods of Blood and Powder: Blood of Empire, 2019)
Übersetzung: Johannes Neubert
Titelbild: Thom Thenery
Cross Cult, 2023, Paperback, 704 Seiten, 20,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Es ist das alte Bild: Der ferne Kontinent wird von den waffentechnisch überlegenen Eroberern vereinnahmt, die indigenen Völker unterdrückt, der Reichtum ins Heimatland der Eroberer geschafft. Kolonialismus nennt man dies wohl, so nett untertrieben.
Einst hatten auch die Kaz hier einen Brückenkopf errichtet - Taniel Zwei-Schuss, Ben Styke und seine Ulanen und die einheimischen Palo hatten diese ins Meer zurückgetrieben.
Eigentlich sollte in Landfall, der Hauptstadt der jungen Kolonialnation des Adronischen Reiches, also alles seinen gewohnten Gang gehen, wenn, ja wenn nicht urplötzlich die Dynize-Nation mit unzähligen Schiffen das besetzte Land angreifen würde. Und dies nicht unbedingt, um die Immigranten ins Meer zur treiben - im Grunde sind dem Herrscher der Dynize diese aber auch so was von egal, es geht darum, die drei auf dem Kontinent verteilten Göttersteine zu finden, zu sichern und zu wecken. Da will sich ein absoluter Herrscher einen Traum erfüllen - er will sich zu einer veritablen Gottheit aufschwingen.
Doch sein Plan hat einen Fehler, ein großes Manko - er hat weder mit Taniel Zwei-Schuss, Ben Stryke, Lady Flint oder dem Spion Michel und schon gar nicht mit Ka-poel gerechnet, die sich seinem Vorhaben aber auch so etwas von entschieden in den Weg stellen…
In drei separaten Handlungssträngen berichtet uns McClellan von dem Versuch Sedials, sich zum Gott zu erheben und den Aktionen unserer drei Helden, eben dieses zu verhindern.
Brian McClellan hatte mit seinen Powder-Mage-Büchern (eine Trilogie sowie zwei Bände mit Erzählungen und Novellen) Neuland betreten. Seine Welt, die an das Napoleonische Reich erinnert mit Begabten, die mittels Pulver ihre Kräfte steigern und im scheinbar ewig währenden Krieg Schlachten entscheiden und Reiche retten können, hat auch deutschsprachige Leser begeistert.
Daran anschließend eine neue Trilogie, ein frischer unverbrauchter Handlungsort und unbekannte Figuren.
Dass der Verfasser ein schweres Erbe antreten würde, dass er sich selbst kaum würde übertreffen können - zu gelungen bot sich die erste Trilogie an -, war mir vorab klar.
Dennoch, der Abschluss-Roman, obzwar massiv zu lang geraten, weiß mit den Stärken des Brian McClellan zu punkten. Es gibt wieder toll beschriebene Kämpfe und Schlachten, Aufopferung, Mut und Heldentum zuhauf. Was ein wenig fehlt, ist ein würdiger Gegner. Nicht etwa, dass die Dynize nicht wissen würden, welches Ende des geschliffenen Stahl man auf den Gegner richtet und auch ihre Generalin behauptet sich gegen Lady Flint wirklich überraschend gut - nur bekommen diese Figuren zu wenig Tiefe, bleiben als Antagonisten blass. Insbesondere beim Möchtegern-Gott Sedial fällt dies geradezu exemplarisch ins Auge. Seine Motivation kann man sich ja vielleicht noch erschließen, aber welche Gräueltaten er verübt, mit welcher Unbarmherzigkeit er vorgeht - das fußt auf keinem wie auch immer uns vermittelten Gerüst.
Fans der Reihe werden den Roman, der Lesestoff für einige Tage bietet, goutieren, allen Neulesern sei die „Powder Mage Chronik“ als Grundlage und gelungenere Geschichte ans Herz gelegt.