Gruselkabinett 184: Das Haar der Sklavin, Bertha Werder (Hörspiel)

Gruselkabinett 184

Das Haar der Sklavin
Bertha Werder & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weis, Patrick Bach, Jean Paul Baeck u.a.
Titelbild: Johannes Berlach
Titania Medien, 2023, 1 CD, ca. 43 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Eine Reihe wie „Gruselkabinett“ ist auch dazu da, fast vergessene Geschichten und Autoren wieder ans Licht zu holen, so wie das nun mit „Das Haar der Sklavin“ passiert ist, einer Erzählung von Bertha Werder (1822-1856), die vom Erzähler des Hörspiels, dem jüngst verstorbenen Peter Weis, entdeckt und empfohlen wurde.


Hassan ist ein ziemlich glückloser und auch verarmter Weber, der seinen Vetter in Konstantinopel besucht, um diesen um weitere Unterstützung zu bitten. Dabei beobachtet er das Begräbnis einer Sklavin, deren goldenes Haar ihn in den Bann schlägt. Er bringt dasselbe an sich, um es in einem Teppich zu verweben, doch schon bald merkt er, dass dies eine schlechte Idee war, denn bei der Arbeit wird er plötzlich von einem Geist heimgesucht.

 

Angeregt von der melancholischen Stimmung der Romantik dürften in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Geschichten dieser Art entstanden sein, kunstvoll gewebte Märchen, die den Zauber einer fernen Welt mit viel exotischem Flair und einem schauerlichen Hintergrund vermischen. Denn ein wenig erinnert die Darstellung des Orients schon an das Bild, das sich die Menschen in Europa vom Osmanischen Reich und seinen Bewohnern machten. Diese Magie versucht auch das Hörspiel einzufangen.Deshalb nimmt sich Marc Gruppe auch Zeit, die Figuren und ihr Umfeld vorzustellen, ehe es schauerlich wird, denn ein Geist macht dem Helden deutlich zu schaffen, bis es endlich eine Lösung für alles gibt.

Patrick Bach verleiht dem Weber die passende Stimme und zeigt die Veränderungen - von dem Schnorrer, der hoch hinaus will, bis zu einem bescheidenen Mann. Und auch Antje von der Ahe gelingt es besonders gut, die mahnende Ehefrau des Webers zum Leben zu erwecken. Unterhaltsam und abwechslungsreich, mit lebendigen Stimmen und einem passenden Soundteppich, der den Zauber des Orients weckt, wird das Schauer-Märchen in Szene gesetzt und auch passend abgeschlossen. Vielleicht mag der eine oder andere Action vermissen oder deutlicheren Horror, dafür aber bekommen die Hörer eine Geschichte präsentiert, die bisher unbekannt war.

Es sind Schauer-Märchen wie diese, die daran erinnern, was „Gruselkabinett“ auch ist: eine Reihe, die die Phantastik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts atmosphärisch und kurzweilig einfängt. Das gelingt bei „Das Haar der Sklavin“ mit all seiner Exotik diesmal besonders gut.