Olivie Blake: The Atlas Paradox - Schicksal ist eine Entscheidung (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 02. Mai 2023 12:26

Olivie Blake
The Atlas Paradox - Schicksal ist eine Entscheidung
(The Atlas Paradox, 2022)
Übersetzung: Heide Franck und Alexandra Jordan
Tor, 2023, Hardcover, 556 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Wir kennen die Geschichte vom Brand der großen Bibliothek von Alexandria, bei der unermessliches Wissen der Menschheit für immer ausgelöscht wurde. Doch was wäre, wenn der Raub der Flammen nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver gewesen wäre, wenn die Aufzeichnungen, das Wissen auch und insbesondere um Magische Vorgänge nach wie vor, wohl verborgen versteht sich, existieren würde?
Die Alexandrinische Gesellschaft - der Name weist den Weg - hat sich, bestens versteckt vor den neugierigen Augen der Öffentlichkeit, mittlerweile in ein Herrenhaus in London zurückgezogen. Hier wird das arkane Wissen aufbewahrt, hier können die Mitglieder auf die Schriftrollen, Tafeln und Bücher zugreifen.
Alle zehn Jahre werden sechs der talentiertesten Magier ihrer Generation auserwählt um das uralte Wissen zu studieren, sich fortzubilden, neue Wege auszukundschaften und letztlich das Wissen zu mehren.
Atlas Blakely, Verwalter und Kopf hinter der Society, will mittels eines Wurmlochs durch die Zeit reisen, um die drohende Vernichtung der Menschheit so zu verhindern. Sein früherer Verbündeter, der Zeitreisende Ezra Fowler, befürchtet, dass diese Forschungen zur Zerstörung der Welt führen werden und torpediert die Bemühungen. Er hat seine frühere Freundin Libby Rhodes, ohne die Blakelys Pläne nicht möglich sind, entführt und in der Vergangenheit festgesetzt.
Die verbliebenen Initiatoren driften derweil immer weiter auseinander. Ihre arkanen Forschungen, mit denen sie versuchen wollen Libby zurückzuholen, kommen kaum voran, auch, weil ihnen die Bibliothekare der Gesellschaft immer wieder unabdingbare Unterlagen und Bücher vorenthalten.
Dass Ezra sich mit den Gegnern der Gesellschaft, die vor Mordanschlägen noch nie zurückgeschreckt haben, verbündet hat, führte dazu, dass die Situation - nun nennen wir sie - noch interessanter wird….
Vorliegender Mittelband der Trilogie, die sich unschwer in die Phalanx der Academy-Serien einreiht und in den sozialen Medien für Furore sorgte, setzt die Handlung nahtlos fort. Was sich in der Zusammenfassung noch recht interessant, ja leidlich spannend anhört, das liest sich nicht wirklich packend oder fesselnd.
Blake bleibt sich treu - soll heißen, wir erhalten viele Einblicke in die Gedanken- und Gemütslage der unterschiedlichen Figuren. Hier erwarten uns schwierige, traumatisierte und gebrochene Charaktere und selbstherrliche Egozentriker. Das sind eben einmal keine sympathischen Figuren, die uns begegnen, das sind Menschen, wie man sie zwar kennt, aber nie wirklich mag. Brutal gehen diese vor, nur auf sich selbst bezogen versuchen sie, Andere des eigenen Vorteils wegen auszunutzen oder kleinzuhalten, ja zu vernichten. Das hat für uns Leser einen gewissen morbiden Charme; richtig warm wird man, wurde ich mit diesen Figuren aber nie.
Dass diese Charakterstudien das Buch dominieren führt dazu, dass objektiv wenig wirklich passiert. Dazu kommt, dass der Roman schlicht um gut 100 Seiten zu umfangreich ausgefallen ist. Eine deutliche Straffung hätte dem Plot mehr als gutgetan. Auch die Konzentration auf vier der sechs Haupt-Charaktere erweist sich als ambivalent. Die drei Figuren, die nicht im Spotlight stehen, treten immer weiter in den Hintergrund, werden unscheinbarer, ja uninteressanter. Hier bleibt abzuwarten, wie die Verfasserin diese im Abschlussteil reaktivieren kann und wird.
Insgesamt ein Buch, das es mir nicht leicht gemacht hat. Viele Längen, uninteressante, auch weil sich wiederholende Beschreibungen von Figuren und deren Überlegungen und eine gewisse Handlungsarmut machten die Lektüre etwas zäh.