Christian Endres: Fünf gegen die Finsternis - Die Prinzessinnen 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 01. Mai 2023 10:38

Christian Endres
Fünf gegen die Finsternis
Die Prinzessinnen 1
Titelbild: Alice Claire Coleman
Cross Cult, 2023, Paperback, 486 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Sie nennen sich „Die Prinzessinnen“ - dabei sind sie eigentlich, streng betrachtet, nur eine weitere Gruppe von Söldnern, die ihre Arme und Waffen gegen Geld vermieten. Dass sie alle Frauen sind, dass sie tatsächlich von Herrschern abstammen erklärt die Namenswahl, wenn auch nicht ihre Profession. Dabei können sie es fachlich mit ihren männlichen Kollegen allemal aufnehmen - sie wissen ihre Waffen ebenso geschickt zu schwingen wie sie versiert und unerschrocken gegen Despoten, Dämonen und Wiedergänger zu Felde ziehen.
Gerade haben sie wieder eine Prinzessin - die Thronerbin Narvila - aus den Händen ihrer goldgierigen Entführer befreit. Kaum zu Hause abgeliefert aber, will die Prinzessin nicht länger im goldenen Käfig bleiben. Sie flieht - und nun raten Sie mal, wohin? Richtig, zu ihren Retterinnen, denen sie sich anschließen will.
Es beginnt eine Lehr- und Probezeit, die es in sich hat. Die junge Frau, die bislang nur Daunen und Diener kannte, muss sich beweisen - harte Böden, auf denen sie im Freien nächtigt, sind dabei noch das Wenigste. Sie muss es lernen zu kämpfen und die Konsequenzen der Auseinandersetzungen - die toten Gegner - zu akzeptieren. Schwerer Tobak für eine Frau aus behütetem Hause…
Wo man auch hinschaut, ist Christian Endres’ Fantasy-Roman in aller Munde. Der Verfasser ist bestens vernetzt in der deutschen Phantastik-Szene - wieviel der Lobesgesänge ist diesen Connections geschuldet, oder ist das Buch wirklich so gut, wie beschrieben - das war die Frage, die mich zu Beginn der Lektüre umtrieb.
Endres’ bisherige Publikationen haben bereits bewiesen, dass er schreiben kann. Sein Beitrag zum „Saramee“-Zyklus übertraf die anderen Texte bei weitem, die Bücher, die er im Atlantis Verlag vorlegte überzeugten durch Eigenständigkeit und Spannung.
Nun also wendet er sich einem auf den ersten Blick klassisch zu nennenden Fantasy Topic zu, eine Gruppe von Söldnern steht im Zentrum der Handlung. Das Besondere: Nicht nur sind dies alles Frauen, die sich in einer typischen Männerdomäne - dem möglichst blutigen Tothauen des Gegners - behaupten, sie sind alle Prinzessinnen, ergo vom blauen Blut, wo weiche Daunenkissen, große Roben und/oder die Schlacht am Kuchenbüffet eher angesagt sind, als die Nutzung von geschliffener Stahl. Sprich, der Autor spielt zunächst recht geschickt mit der Erwartungshaltung des Rezipienten.
Mit hinein verflochten hat er durchaus ernste Themen - etwa die Selbstbestimmung des Individuums, der Wert von Freiheit, von Freundschaft und natürlich den Emanzipationsgedanken. Gleichgeschlechtliche Beziehungen tauchen unauffällig ebenso auf, wie moralische Fragen und Zweifel.
Dabei mutet Endres seinen Heldinnen so Einiges zu - das sind keine „Kam, sah und siegte“-Typen, das sind Frauen, die hart für ihren Unterhalt arbeiten - also kämpfen - müssen, die oft Blut auf dem Feld der Ehre zurücklassen, wobei ihre Niederlagen sie weit mehr prägen, als ihre Siege. Eingeschoben hat der Verfasser jeweils, schön über das Buch verteilt, kurze Kapitel, in der wir die Herkunft und Motivation der bisherigen Prinzessinnen gezeigt bekommen.
Das ist sicherlich nichts wirklich überwältigend Neues oder ein Roman, der die Fantasy zu neuen Ufern führt. Aber „Fünf gegen die Finsternis“ ist ein Buch, das seine Leser bestens spannend, so manches mal humorvoll-augenzwinkernd und rasant unterhält. Geprägt durch die nach und nach zutage tretenden unterschiedlichen Charaktere der Söldnerinnen rundet das Finale den Roman befriedigend ab, lässt aber auch die Möglichkeit einer Fortsetzung offen.