Maddrax 607: Das Haus auf dem Hügel, Lucy Guth (Buch)

Maddrax 607
Das Haus auf dem Hügel
Lucy Guth
Bastei, 2023, Romanheft, 68 Seiten, 2,40 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Mehr als zehn Ausgaben hat es gedauert, bis Lucy Guth einen neuen Beitrag zum „Maddrax“-Universum verfasst hat, ihren ersten im neuen „Amraka“-Zyklus. Ein Blick in die Perrypedia verrät, dass sie für den großen Bruder „Perry Rhodan“ („Perry Rhodan NEO“ und Mini-Serien) häufiger schreibt. Wohl sehr zum Leidwesen der „Maddrax“-Fans, denn Lucy Guths Romane sind dort bei vielen äußerst beliebt. Völlig zu Recht, wie „Das Haus auf dem Hügel“ beweist. 

In diesem, selbst für die experimentierfreudige Reihe ungewöhnlichen Beitrag; macht sie gleich drei beliebte Genre-Fässer gleichzeitig auf: Haunted House, Parallelwelten und Telepathie. Dass ihr das gelingt, der Heftroman auf seinen schmalen 64 Seiten nicht überfrachtet wirkt, hat nicht nur mit Könnerschaft zu tun, sondern auch mit Fabulierlust und erzählerischem Mut.


Die einsame Reise des Titelhelden führt ihn ins postapokalyptische Macas, Ecuador. Auf der Suche nach einem sicheren Nachtlager fällt ihm ein ungewöhnliches Haus auf, das nicht recht in die Gegend zu passen scheint. Aus Holz gebaut und bunt lackiert, gut in Schuss und elektrisch beleuchtet, erinnert es Matthew Drax an eine typisch amerikanisches Vorort-Villa, wie einem Spielberg-Film oder Stephen-King-Roman entsprungen. Und offenbar bewohnt. Der Kühlschrank ist prall mit unverdorbenen Waren aus der Zeit vor dem Kometen-Einschlag gefüllt. Doch Bewohner finden sich nirgends, dafür das Tagebuch eines Wissenschaftlers, der hier im Jahre 1984 mit Forschungen zur Quanten-Technologie begonnen hat, für die die Universitäten ihn lediglich belächelten. Hinter Matt fällt die Tür ins Schloss, er sitzt in der Falle.


All das hört sich sehr nach der Exposition eines Adventure Games an, und tatsächlich ist das auch die Folie, auf deren Grundlage die Autorin ihr phantastisches Feuerwerk abbrennt. Scheinbar magische Türen führen Matt wie eine Spielfigur in verschiedene Welten, in der er den einzelnen Mitgliedern des 84’er Forschungsteams begegnet und so Schritt für Schritt entschlüsselt, was hier geschehen ist. Fast möchte man beim Lesen den Cursor bewegen, so plastisch erschafft die Autorin ein authentisches Point-and-Click-Feeling.

Gespickt mit Andeutungen und Reminiszenzen an bekannte fiktive Welten und die Unterhaltungskultur der 80er Jahre, schlägt Lucy Guth schließlich einen Bogen in poetisch-märchenhafte Insellandschaften und präsentiert eine raffinierte Auflösung, in der sich Technik und Übersinnliches verbinden.

Viel Bezug zur Rahmenhandlung hat das Heft nicht, setzt kein Serienwissen voraus, ist in sich abgeschlossen und kann daher auch Leserinnen und Lesern empfohlen werden, die „Maddrax“ nicht kennen, dafür aber Science Fantasy mit einem Drall ins Abgedrehte schätzen. Für diejenigen, die die Serie kennen, ein Abenteuer, das aus dem Rahmen fällt; und endlich wieder ein Roman von Lucy Guth.