Steven Erikson: Das Reich der Sieben Städte - Das Spiel der Götter 2 / Im Bann der Wüste - Das Spiel der Götter 3 (Buch)

Steven Erikson
Das Reich der Sieben Städte
Das Spiel der Götter 2
(Deadhouse Gate 1, 2000)
Übersetzung: Tim Straetmann
Blanvalet, 2013, Taschenbuch, 508 Seiten, 12,00 EUR

 

Steven Erikson
Im Bann der Wüste
Das Spiel der Götter 3
(Deadhouse Gate 2, 2001)
Übersetzung: Tim Straetmann
Blanvalet, 2014, Taschenbuch, 600 Seiten, 12,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen im Reich Malazan - ein Reich, das seit Jahrhunderten die Welt erobert, sich immer weiter ausbreitet und dabei die Kriegsführung perfektioniert hat. Einst vom Imperator Kellamved mit magischen Fähigkeiten geführt, hat dessen Frau nach der von ihr initiierten Ermordung des Imperators, die Macht an sich gerissen. Die Imperatix herrscht mit harter, gnadenloser Hand durch und mit Hilfe der Klauen, einer höchst geheimen Spionage- und Attentäterlegion, über die eroberten Gebiete.

 

Der für die Übersetzung in zwei immer noch voluminöse Bände gesplittete Roman setzt einige Monate nach den im Auftaktband beschriebenen Ereignissen an. Auffällig dabei, dass vorliegend neue Erzähler in den Mittelpunkt der diversen Handlungsstränge gesetzt werden, die oftmals hunderte von Kilometern, ja Kontinente voreinander entfernt agieren.

Das Imperium wird dabei nicht nur von außen bedroht, viel imminenter sind die Gefahren, die von persönlichem Machstreben Adeliger, von Verrat und Missgunst ausgehen.


In der Wüste Raraku sammeln sich die Aufständischen gegen das Malazanische Imperium. Eine verheißene Wiederaufgestandene und ein magischer Wirbelwind sollen die Besatzer hinwegfegen. Den überwältigend überlegenen Truppen der Rebellen stehen der imperiale Anführer Coltaine und seine verbliebenen Untergebenen entgegen. Von den Kriegern der Wüste mitleidlos gejagt, versuchen sie die ihnen anvertrauten Flüchtlinge nach Aran, zur letzten freien Bastion des Imperiums zu geleiten - eine Mission, die ebenso schmerzhaft wie tödlich und eigentlich sinnlos ist; wie der sie begleitende Historiker weiß, haben sie keine Chance ...

Währenddessen treiben Attentäter, Adelige, Abgesandte, Hohepriester, Unsterbliche früherer Rassen und Götter ihre jeweiligen Pläne weiter voran. Sie alle verfolgen ihre eigene Agenda, intrigieren, morden und scheitern doch immer wieder.

 

Es wird sehr viel gekämpft, gemartert, gefoltert und gelitten in diesem Roman. Immer deutlicher wird dabei, dass die Imperatix, die erneut nur einen Mini-Auftritt absolviert, nicht wirklich die entscheidende Kraft darstellt (zumindest soweit sich dies bis dato abzeichnet), dass hier zu Göttern aufgestiegene Menschen, Gottheiten selbst, frühere, fast ausgestorbene Rassen und Unsterbliche ihre Hand weit mehr als die nominelle Herrscherin mit im Spiel haben.

So bietet sich, auch über die diversen, zunächst kaum miteinander verknüpften Handlungsstränge ein faszinierendes Bild einer anderen Fantasy-Welt. Einer Welt, von der wir in den ersten beiden Originalromanen (drei deutsche Taschenbücher) bislang nur wenig kennengelernt haben, zumal sich über die Gewirre - magische Tunnel, die auch in andere Welten und Dimensionen führen - gegebenenfalls weitere Handlungsorte offerieren.

Das, was wir bislang bereisen durften, unterscheidet sich doch zum Teil markant von dem Gewohnten. Ja, die lebensfeindliche Wüste/Steppe, die befestigten Städte sind bekannte Umfelder. Doch immer wieder, gerade auch wenn die Gewirre ins Spiel kommen, gleiten wir in phantastische Welten ab, die eher Alpträumen entsprungen sein könnten, die überraschen und schlicht innovativ sind.

Dazu kommen faszinierende Figuren. Marcel Reich-Ranicki sagte sinngemäß einmal im Literarischen Quartett, dass ihn nur Protagonisten interessieren würden, die leiden. Nun, wenn es nur danach ginge, hätte er seine helle Freude an Eriksons Schöpfung gehabt - so er sich denn jemals in die Niederungen der Fantasy begeben hätte. Die Figuren - alle Figuren - leiden im „Spiel der Götter“. Ihre Erfahrungen prägen und verändern sie, sie lernen hinzu, passen ihre Verhaltensweisen, so manches Mal auch ihre Einstellung und Überzeugung an. Das macht sie für den Rezipienten so interessant. Wahrlich nicht immer stimmen wir mit ihrer jeweiligen Handlungsweise überein, doch agieren sie immer, in ihrem Charakter stimmig und nachvollziehbar.

So kann ich die Lobeshymnen auf die Reihe gut nachvollziehen. Sicherlich keine einfache Lektüre zum „Runterlesen“, sondern ein Zyklus, für den man sich Zeit nehmen sollte. Es lohnt sich.