Simon Bartsch: Das Schweigen der Puppen (Buch)

Simon Bartsch
Das Schweigen der Puppen
2023, Paperback, 446 Seiten. 11,90 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1978 in Köln geborene Simon Bartsch wuchs auch in England auf, studierte später Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln und arbeitet seither als freier Mitarbeiter für den WDR, den Sport-Informations-Dienst und zahlreiche Tageszeitungen. Seit 2016 schreibt er auch Geschichten und Romane, „Das Schweigen der Puppen“ ist sein zweiter Krimi.


Wer ist der Täter, der seine Opfer regelrecht inszeniert und sie mit puppenhaft geschminkten Gesichtern zurücklässt? Schon der Tod der Studentin Kristina Kuhn ist für den selbst etwas angeschlagenen Kriminalhauptkommissar Philipp Jansen schockierend, aber die junge Frau soll nicht das einzige Opfer dieser Art bleiben. Während er neben eigenen Problemen und Geldsorgen den Serientäter zu finden versucht, ermittelt in Köln Iris Lottner im Mord an einer alten Dame, die erschlagen wurde, und die eines mit Jansens Opfern verbindet: Auch bei ihr spielen Puppen eine besondere Rolle.

 

Der Roman gehört zu den Werken, die nicht nur die Ermittler in den Mittelpunkt stellen und sie mit den Hinterlassenschaften des Täters konfrontieren, denn hier bekommt auch der Killer eine eigene Handlungsebene, so dass die Leser mit in seine verdrehte Gedankenwelt eintauchen können, die zunächst einen düsteren morbiden Charme ausstrahlt, aber auch die Frage weckt, warum er so und nicht anders tickt und was ihn dazu treibt, die jungen Frauen umzubringen und auf eine bestimmte Art zu hinterlassen.

Tatsächlich stehen die Figuren im Vordergrund, nicht unbedingt die sachlichen Ermittlungen, denn auch Philipp Jansen und Iris Lottner werden mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten und Problemen vorgestellt. Vor allem der Kriminalhauptkommissar hat es in sich, bewegt er sich doch auch in einer Grauzone, die ihm jederzeit das Genick brechen könnte, wenn er nicht aufpasst. Auf der anderen Seite wird er aber auch immer verzweifelter - und seine Kurzschlusshandlungen lockern die ansonsten doch eher düstere Handlung etwas auf.

Die Kölner geraten erst etwas ins Hintertreffen, aber je mehr sich alles verdichtet, desto mehr rücken auch sie in den Fokus, so dass sich schon bald eine klare Spur ergibt. Zwar wirkt das Ende leicht überhastet, erfüllt aber dennoch seinen Zweck und lässt die Geschichte halbwegs rund erscheinen. Zumal man gerade die Motivation des Täters versteht und nun auch die Gründe kennt, warum er so und nicht anders geworden ist.

Auch die beiden Ermittler-Teams wissen zu gefallen, arbeiten sie doch gerade durch ihre Unterschiedlichkeit sehr unterhaltsam zusammen, vor allem die beiden Hauptfiguren, die gegensätzlicher nicht sein könnten.

Alles in allem ist „Das Schweigen der Puppen“ ein solider und unterhaltsamer Kriminalroman, der vor allem durch die recht eigenwilligen Figuren und die interessante Täterzeichnung punkten kann, auch wenn das Ende etwas zu überhastet wirkt.