Jörg Weigand: Literarische und andere Begegnungen aus sechs Jahrzehnten (Buch)

Jörg Weigand
Literarische und andere Begegnungen aus sechs Jahrzehnten
Verlag Dieter von Reeken, 2023, Paperback, 222 Seiten, 17,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Jörg Weigand ist uns als kenntnisreicher Kurzgeschichten-Autor, Essayist, als Journalist und als Spezialist für die Publikationen in Deutschland nach 1945 ein Begriff. Darüberhinaus war der studierte Sinologe und Politologe lange Jahre als Journalist für das ZDF tätig.

In diesem Band hat er seine Begegnungen mit Figuren des öffentlichen Lebens, mit Verlegern und Autorenkollegen aber auch mit Bekannten, die sein Leben prägten, festgehalten.

Die kurzen, naturgemäß sehr subjektiven Beschreibungen gehen zumeist über zwei bis drei Seiten und zeigen uns Weigands Sicht auf Menschen, die er kennenlernen durfte.

Mit dabei das Who is Who der deutschen Nachkriegspolitik. Von Bundespräsidenten (Walter Scheel, Richard von Weizäcker und Karl Carsten) über Bundeskanzler (Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Andrea Merkel) bis hin zu Hans-Dietrich Genscher reicht die Spanne. Besondern interessant fand ich persönlich die Streiflichter auf einen durchaus zu Selbstironie fähigen Franz-Josef Strauß und einen doch recht von sich eingenommenen Helmut Schmidt.

Den umfangreich überwiegenden Teil des Buchs nehmen naturgemäß die Berichte über seine Kontakte zu Menschen aus der Buchbranche ein.

Von Helmut Rellergerd (Jason Dark) über Walter Ernsting (Clark Darlton) und Willi Voltz geht es zu Johannes Mario Simmel und Heinz G. Konsalik; Carl Amery und Gisbert Haefs treten ebenfalls auf, wie auch Ephraim Kishon oder Thomas R. P. Mielke - um nur ein paar zu nennen.

Besonders interessant fand ich Weigands Ausführungen zum Verleger Gustav H. Lübbe oder dem Vorsitzenden der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Rudolf Stefen. Hier bekommt man nicht nur Einblicke in die Strukturen der jeweiligen Organisationen, sondern lernt den Menschen hinter diesen ein klein wenig kennen. Viel zu kurz sind hier die Portraits geraten, hier hätte ich gerne noch weiteres gelesen.

So erhält der Leser durch diese jeweils kurz gehaltenen, immer aber den Menschen beleuchtenden Aufrisse die Möglichkeit Figuren zu begegnen, ja ein klein wenig kennenzulernen, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder durch den Aufdruck des Namen auf ihren Publikationen kennt. Weigand schreibt wie üblich sehr unterhaltsam und auch pointiert, macht aus seiner jeweiligen Einschätzung keinen Hehl, so dass sich die Portraits ebenso vergnüglich wie interessant lesen.