John Sinclair 2079: Die Rasputin-Offensive, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 2079
Die Rasputin-Offensive
Ian Rolf Hill
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2018, Romanheft, 68 Seiten, 1,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Vor dem zerstörten Fenster senkte sich eine schwarz gekleidete Gestalt hinab, hinter deren Rücken sich dunkle Schwingen entfalteten. Hinter ihr bemerkte ich zwei weitere. Die Gesichter waren nicht zu erkennen, denn über die Köpfe hatten sich die geflügelten Angreifer Ledermasken gestülpt, deren Augenpartien an Gasmasken erinnerten.“

Sir James Powell bekommt das Video eines russischen Militär-Einsatzes zugespielt, das nicht nur den vermeintlichen Tod von Karina Grischin zeigt, sondern in einer kurzen Einstellung auch das Zombie-Mädchen Galina Smarow (siehe Band 2021, „In den Fängen eines Satans“). Für John Sinclair ist damit klar, dass der wahnsinnige Wissenschaftler Nikolai Kunasjanow, alias Frank N. Stone, alias Dr. Satanos, wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Im Hintergrund möglicherweise sogar die Erben Rasputins, sodass doppelte Vorsicht geboten ist.

John und Suko fliegen nach Moskau, um mit dem lokalen Militär die Suche nach Rasputin aufzunehmen. Dort machen die Geisterjäger Bekanntschaft mit den neusten Schöpfungen des Doktors, den Todesengeln.

Währenddessen erwacht Karina als Gefangene im Labor von Dr. Satanos und Rasputin. Sie soll als Versuchskaninchen für eines der nächsten Experimente des Wissenschaftlers dienen. Noch verstörender ist jedoch die Tatsache, dass das Zombie-Mädchen Galina sie als Freundin bezeichnet und sie sogar vor ihren Peinigern beschützt.

„Ein hohes, asthmatischen Keuchen war zu hören, als das Kind neben Karina anfing, die Luft einzuatmen und auszustoßen, als wäre es ein altersschwacher Greis. Das war der Moment, in dem Karina die verkleben Lider öffnete. Ihr Blick wurde aus toten, glanzlosen Kinderaugen erwidert.“


Nach etwas mehr als einem Jahr melden sich Nikolai Kunasjanow und Rasputin mit diesem fulminanten Auftritt wieder zurück, um John Sinclair und Suko mithilfe ihrer neuesten Erfindungen endgültig zu töten. Daneben hat den Wissenschaftler die Experimentierlust nicht verlassen, und Karina Grischin soll sein neues Meisterwerk werden. So bedient „Die Rasputin-Offensive“ abwechselnd zwei Handlungsstränge, die erst am Ende dieses ersten Teils zusammenfinden.

John Sinclair und Suko geraten während der Konfrontationen mit den Todesengeln, die sich als Flammenwerfer (siehe das Cover von Néstor Taylor) und ‚lebende‘ Bomben entpuppen, in ein beinahe ununterbrochenes James-Bond-mäßiges Action-Gewitter.

Bei den Szenen mit Karina Grischin stellen sich dagegen einige Wiederholungserscheinungen ein. Die Russin muss sich Kunasjanows Sermon anhören, wird auf ihrer Liege herum geschoben oder in eine Zelle gesperrt, ohne dass tatsächlich etwas von Belang passiert. Das Hauptaugenmerk liegt stattdessen auf der bizarren Verbindung, die sich zwischen ihr und der kleinen Galina entwickelt. Fast scheint es so, als hätte das Zombie-Mädchen noch eine Seele, und ihr Bemühen um Karinas Aufmerksamkeit und Freundschaft, während die Kleine selbst von Kunasjanow wie ein unliebsames Tier behandelt wird, ist doch sehr rührend.

Zusätzlich nutzt Ian Rolf Hill den Umfang des Zweiteilers, um wieder einmal eine Brücke zu einigen ganz frühen „John Sinclair“-Heften zu schlagen. Unter anderem zu Band 3, „Dr. Satanos“, in der der Wissenschaftler eine Klippe hinabstürzt und als tot abgeschrieben wird. Hier erfährt man, was danach geschah.

Insgesamt ist dies sehr gelungener erster Teil, der mit diversen originellen Ideen aufwartet und den Boden für Größeres vorbereitet.