Das Schwarze Auge 121: Erz – Isenborn 2, Bernard Craw (Buch)

Das Schwarze Auge 121
Bernard Craw
Erz – Isenborn 2
Titelbild von Alan Lathwell
Karte von Ralph Hlawatsch
FanPro, 2010, Taschenbuch, 294 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-89064-142-3

Von Christel Scheja

Mit „Isenborn“ startete der 1972 geborene Bernard Craw sein bisher ehrgeizigstes Projekt für die Welt von „Das Schwarze Auge“. Vier Bände verfolgen das Schicksal des Junkergeschlechts derer von Isenborn in den Jahren, in denen das Mittelreich sehr viel durchmachen musste und weite Teile des Landes unter die Herrschaft dunkler Kräfte gerieten. Nach „Stein“ ist nun „Erz“ erschienen.

Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint, so hat die Familie von Isenborn doch beschlossen, weiter in den von Borbarad und seinen Schergen besetzten Gebieten zu leben, denn als ehrenhafte Ritter und Reichsjunker haben sie geschworen, Land und Leute zu beschützen. Doch es ist nicht gerade leicht zu überleben, vor allem jetzt, wo der abtrünnige Magier Cyrion immer wieder Goblin-Horden gegen die Menschen führt und Dörfer wie Tannengrund und Flusswalde zerstören lässt. Den überlebenden Bewohnern bleibt nichts anderes übrig, als sich in die trutzige Feste der Familie zu flüchten.

Der Dämonenpaktierer will die Isenborns um jeden Preis demütigen und ihr Land zerstören. Wie viele Leben er dafür opfert, ist ihm egal, und so führt er seine Heere schließlich auch gegen die Festung selbst. Die Freifrau und ihr Gemahl müssen schließlich eine schwere Entscheidung treffen: entweder ausharren und dem sicheren Tod entgegen sehen, der spätestens am Ende des harten Winters kommt, aber dafür im Kampf zu sterben – oder aber zu fliehen und damit viele Leben zu retten. Olorande und Hämhardt entscheiden sich schließlich dazu, die Burg aufzugeben. Doch wird ihre waghalsige Flucht durch die Eingeweide der Erde gelingen? Und was ist mit ihrer Tochter, die fernab der Burg einen verzweifelten Kampf gegen den Feind führt? Kann sie rechtzeitig zu ihnen stoßen, oder wird sie zurückbleiben müssen?

Wieder einmal nutzt der Autor einen bedrückenden und tragischen Hintergrund, in dem das Böse die Oberhand hat und den Menschen so zusetzt, dass sich allgemeine Verzweiflung unter ihnen breit macht. Er nimmt sich bewusst Platz und Zeit, nicht nur die grausamen Angriffe und das Wüten der Goblins zu beschreiben, sondern auch um zu zeigen, welche seelischen und körperlichen Auswirkungen der Krieg und die Terrorakte auf die Einheimischen haben. Daher wechselt er sehr oft den Schauplatz und die Personen, so dass das Buch letztendlich aus vielen kleinen Szenen besteht, die sich erst zum Ende hin zusammenfügen. Deshalb kommt auch die Handlung nicht so schnell voran; dafür wachsen dem Leser aber einige Personen so ans Herz, dass er sie beim nächsten Auftauchen gleich wiedererkennt wie Zum Beispiel das Mädchen Simiala und ihr Rotpüschel.

Leider bleiben die Bösewichte in diesem Band sehr blass und klischeehaft, entwickeln kein besonderes Eigenleben. Das nimmt dem Buch jedoch nichts von seiner Atmosphäre, da eher Flucht und Verzweiflung als die Machenschaften der Feinde im Mittelpunkt stehen. Verstehen kann man die Geschichte übrigens auch ohne besondere Kenntnisse der Geschichte und Kultur Aventuriens, obwohl der Autor genügend kleine, aber feine Details für passionierte Spieler einfügt.

Somit wird „Erz“ zu einem atmosphärischen Buch, das Bereiche der „Borbarad“-Kampagne beleuchtet, die bisher immer außer Acht gelassen wurden, weil sie nichts mit den großen und welterschütternden Schicksalen der Menschen zu tun haben, sondern eher auf einem normalen Niveau bleiben.