Shannon Lewis: Endlose Lust - Ich will alles (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 08. Januar 2023 11:15

Shannon Lewis
Endlose Lust - Ich will alles
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 180 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Unter dem Pseudonym Shannon Lewis schreibt eine Autorin, die von sich sagt, dass sie Freude an romantischen, (homo-) erotischen und phantastischen Themen hat. Bei Blue Panther Books liegen aktuell sechs Titel von ihr vor, darunter „Endlose Lust - Ich will alles“. Hier findet der Leser eine Auswahl von zehn Storys. Eine weitere, „Die geile Strandaffäre“, kann über den beigefügten Code kostenlos im Internet abgerufen werden.
Nach vielen, immer tristeren Ehejahren möchte Klarissa noch nicht zum alten Eisen gehören und erfreut sich an ihrem neuen, schicken Kostüm, welches ihre Kurven so richtig zur Geltung bringt. Dass ihr Mann, kaum dass sie das Haus verlassen hat, Besuch von der Nachbarin bekommt, stört sie nicht wirklich. Am Arbeitsplatz stößt ihr neues Outfit überwiegend auf Wohlwollen, jedenfalls seitens der Kollegen, die einhellig der Meinung sind, es sei an der Zeit für ein weniger von Formalitäten belastetes Betriebsklima - und „Die BüroOrgie“.
Matilda verdient ihren Unterhalt als Reinigungskraft. Die Hitze und die ausgefallene Klimaanlage lassen sie feststellen, „Nackt putzt es sich besser“. Zu ihrem persönlichen Vergnügen legt sie sich hübsche Dessous zu, in denen sie ihre Arbeit erledigt, und wird prompt von einem Angestellten, der noch spät in der Firma weilte, überrascht. Tatsächlich ist der schüchterne junge Mann mehr erschrocken als Matilda.
Thekla hat einige Bekannte zu ihrer Halloween-Feier eingeladen, doch die Gäste haben wenig Lust auf Esoterik und Gesellschaftsspiele. Sie überreden Thekla, mit ihnen eine Party zu besuchen. Das ist zwar weniger nach ihrem Geschmack, aber einige Drinks später erlebt sie an „Halloween: HexenLust & TeufelsGier“.
Anika liebt Tiere über alles und möchte sie endlich mal in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Darum beschließt sie, an einer Safari teilzunehmen. Sie erlebt jedoch noch einiges mehr, nämlich „Heiße Ekstase in Afrika“.
Bob hat sich „An der scharfen Nachbarin versündigt“, indem er während Stellas Abwesenheit in ihrer Wohnung seine Neugierde befriedigte. Unter dem Vorwand, Blumen zu gießen, stöbert er in ihren privaten Dingen und findet pikante Videos. Und Stella wiederum findet Bob, während dieser sich an den Filmen erfreut.
Silke lernt Gerd kennen und freut sich, mit ihm einen netten Gesprächspartner an der Seite zu haben, der ihren Aufenthalt kurzweiliger gestaltet. Schon bald genießt sie mit ihm „Die WellnessVerführung“.
Als Vanessa nach einer Banane greift, kriecht aus dem Obst eine große Spinne und erschreckt sie. Ein junger Mann, der sich Caspar nennt, versucht, Vanessa zu beruhigen. Tatsächlich fasst sie Vertrauen zu ihm, lernt daraufhin seine ungewöhnliche Freundin und die „FesselVerführung“ kennen.
Der Job in der Großküche ist anstrengend. Während Tina mit ihrem Kollegen Devon zusammenarbeitet, erwacht in beiden „Scharfe KüchenGier“.
Dorothee ist Mitglied einer Gruppe Eislaufkünstler. Ein Engagement führt sie in ein kleines Herzogtum. Dort begegnet ihr „Der FetischPrinz“, den sie zunächst nicht erkennt. Umso größer die Überraschung, als sie erfährt, wer ihre galante Zufallsbekanntschaft ist.
Obwohl sie Jakob unheimlich nett findet, möchte sich Laura nicht verlieben. Zu groß ist ihre Angst, bloß eine Episode zu sein und mit gebrochenem Herzen nach Hause zurückzukehren. Dennoch lässt sie sich hinreißen zur „Chorprobe ohne Unterwäsche“.
Die meisten hier gesammelten Geschichten von Shannon Lewis haben einen alltäglichen Hintergrund, aus dem die Hauptfiguren spontan ausbrechen, beispielsweise indem sie am Arbeitsplatz oder im Urlaub die für sie geltenden moralischen Regeln außer Kraft setzen und hemmungslosen Sex genießen. Etwas Romantik fließt hinein, wenn die Möglichkeit besteht, dass daraus eine feste Beziehung oder im weiteren Sinn gar ein „Cinderella“-Märchen wahr wird. Einen Schuss Mystery bieten lediglich zwei Storys, wobei es dem Leser überlassen bleibt, das „Halloween“-Erlebnis als real zu erachten oder als Alkohol-Phantasie abzutun, während die „FesselVerführung“ die Grenze zum Übersinnlichen eindeutig überschreitet.
Die Protagonisten sind Personen aller Altersgruppen und stammen aus verschiedenen Milieus. Man findet sie sympathisch und nimmt Anteil an ihren Entscheidungen und Erfahrungen, die mal mehr, mal minder deftig, auch in der Wortwahl, ausfallen, aber eine bestimmte Linie nicht überschreiten.
Von daher eignet sich der Titel für ein Publikum, das sich gern überraschen lässt, durchaus auch einen Genre-Mix schätzt und vor allem mehr Wert auf Romantik und gegenseitigem Respekt legt als auf grafische Schilderungen von Praktiken fernab von Vanilla-Sex.