Finja Lawall: Wild und hemmungslos (Buch)

Finja Lawall
Wild und hemmungslos
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 172 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Petra Fischer, Jahrgang 1978, ist gebürtige Berlinerin und lebt mit ihrer Familie in Rheinland-Pfalz. In den vergangenen Jahren sind von ihr gut ein halbes Dutzend Titel innerhalb der Genres Drama, Romance, Krimi erschienen. Unter dem Pseudonym Finja Lawall hat sie bei Blue Panther Books zwei erotische Romane und zwei Kurzgeschichten-Sammlungen veröffentlicht, darunter „Wild und hemmungslos“. Jener Band offeriert acht Storys und eine neunte, „SklavenAbrichtung“, die man kostenlos im Internet abrufen kann mittels des beigefügten Codes.

 

Ivy und Jessy sind „Beste Freundinnen - Zwei scharfe Luder“, die auf dem Tennisplatz Ian und Matze kennenlernen. Die Gewinner des Doppels dürfen den Verlierern beim Duschen zusehen. Ob es dabei bleibt? Oder gar Gefühle ins Spiel kommen?

Seit Langem planen Lola und ihre Tochter Klara ein gemeinsames Wellness-Wochenende. Als es endlich soweit ist, wird die Katze aus dem Sack gelassen: Lola möchte ihren neuen Freund einladen. Klara ist enttäuscht, vor allem weil das Paar arrangiert hat, dass als ‚Tröster‘ Toms Sohn Joe mitkommt. Als „Dreiecksbeziehung - Der Lover kommt mit“ hat sie sich das ganz und gar nicht vorgestellt, erst recht nicht, wie der Aufenthalt schließlich abläuft.

„Das FetischCamp“ bietet erfolgreichen Sportlern alles, was ihr sexhungriges Herz begehrt, und je besser die Leistungen, umso ausgefallener dürfen die Wünsche sein, die der Service zu befriedigen bemüht ist. Molly hat keinerlei Probleme damit, auf diese Weise gutes Geld zu verdienen und überdies eine Menge Spaß zu haben.

Die Freundinnen Naima und Christel wollen ein Hotel eröffnen, in dem Frauen, die sich vernachlässigt fühlen oder einsam sind, diskret und auf gehobenem Niveau genau das bekommen, wonach sie sich sehnen. Um geeignete Mitarbeiter rekrutieren zu können, führt kein Weg vorbei an „Eignungssex - Die etwas andere Personalsuche“.

Maira ist entsetzt, denn die Jungs aus der Gruppe wollen am Privatstrand nackt baden. Odile sieht das weniger eng und tut alles, um ihrer Freundin die Hemmungen zu nehmen, denn in erster Linie haben die anderen doch nur eine große Klappe. Aber offenbar nicht jeder, denn es finden „Verbotene Sexspielchen“ statt, sehr zu Odiles Freude.

Wegen einer verlorenen Wette ist Philine gezwungen, sich im Bauchtanz-Gewand in ein Tattoo-Studio zu begeben. Allerdings ist Charleen, die das Motiv stechen soll, verhindert, sodass sich Philine den Händen eines Typen namens Sailor anvertraut. Leider ist er schon vergeben und jeglicher Flirtversuch zwecklos. Unverhofft begegnet „Das scharfe Body Art Modell“ ein paar Tage später ihrem Stecher erneut - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Quendoline begleitet ihre Freundin Lydia zu einem BDSM-Stammtisch. Eigentlich hat sie damit und mit diesen komischen Leuten nichts am Hut, und dennoch steht sie wenig später im Studio des jungen Fotografen Leonard, der unter den Gästen gewesen war. Instinktiv sinkt sie „Auf den Knien vor dem Meister“ nieder und wird in eine ihr bislang unbekannte, aufregende Welt eingeführt.

Versehentlich werden Renée und Ben in einer Abstellkammer eingesperrt. Obwohl sie sich nicht kennen, verspüren sie eine „Verbotene Leidenschaft“, der sie prompt nachgeben. Nach der Befreiung trennen sich ihre Wege. So gern Renée Ben wiedersehen möchte, dummerweise ist seine Visitenkarte verloren gegangen. Als sie ihn an einem Ort begegnet, an dem sie ihn bestimmt nicht erwartet hätte, bestraft er sie gekränkt mit Nichtbeachtung.


Im Prinzip laufen die Geschichten stets nach demselben Schema ab: Zwei eher unterschiedliche Freundinnen (ausnahmsweise Mutter und Tochter oder eine junge Frau und eine Zufallsbekanntschaft) und die Ausgangssituation oder ein Vorhaben werden durch kurze Dialoge und die Schilderungen des Erzählers vorgestellt. Schnell konzentriert sich die Handlung auf eine der beiden, denn die andere leitet das Folgende oft nur in die Wege und wird danach nicht mehr benötigt. Dann geht es auch schon los mit zärtlichen Lesben-Spielen und Gruppensex („Beste Freundinnen - Zwei scharfe Luder“), Partnertausch („Dreiecksbeziehung - Der Lover kommt mit“), unverbindlichem Spaß in allerlei Varianten mit verschiedenen Partnern („Das FetischCamp“, „Eignungssex - Die etwas andere Personalsuche“), einer erfüllenden Begegnung, aus der mehr wird („Verbotene Sexspielchen“, „Das scharfe Body Art Modell“, „Verbotene Leidenschaft“) und BDSM („Auf den Knien vor dem Meister“).

In einigen Fällen hätte die Autorin den ‚Freundinnen-Prolog‘ als überflüssig streichen können, da Sally keinerlei Impulse für Mollys Reise in „Das FetischCamp“ gibt, der „Eignungssex“ von Naima und nicht von SM-Christel ausgeführt wird, Maira zwar auf Odiles Drängen an den Strand geht, aber „Verbotene Sexspielchen“ unterlässt, Philine letztlich ohne Lias und Charleens aktives Zutun in „Das scharfe Body Art Model“ verwandelt wird und Zicke Lydia durch ihr Verhalten lediglich die Vorzüge von Quendoline „Auf den Knien vor dem Meister“ betont, dessen Fotostudio Letztere auch zufällig hätte finden können.

Die Situationen, in denen sich die Protagonisten kennenlernen und näherkommen, sind alltäglich und erlauben es der Leserschaft, sich in die Geschichte hineinzuversetzen - es könnte ihnen durchaus Ähnliches widerfahren. Allerdings bieten diese Alltagsstorys kaum etwas Neues, denn Vergleichbares ist bereits in vielen anderen Geschichten erzählt worden. Selbst der Umgang der Akteure miteinander und die Art der Dialoge lassen eine gewisse Individualität missen.

Während man sich auf der einen Seite etwas mehr Vielfalt in den genannten Belangen gewünscht hätte, darf man auf der anderen zugeben, dass die Autorin unterhaltsam schreibt, ihre Charaktere sympathisch wirken, die erotischen Szenen nicht zu derb geschildert sind. Infolgedessen dürfte ein jüngeres Publikum, das noch nicht allzuviele Erotika gelesen hat und/oder es weniger deftig mag, mit „Wild und hemmungslos“ ganz gut bedient sein.