Tyler Whitesides: Die Tausend Leben des Ardor Benn (Buch)

Tyler Whitesides

Die Tausend Leben des Ardor Benn

Die Abenteuer des Meisters von List und Tücke 1

(The thousand Deaths of Ardor Benn, 2018)

Übersetzung: Bastian Ludwig

Titelbild: Ben Zweifel

Panini, 2022, Paperback, 796 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Tyler Whitesides wurde nicht nur in Utah geboren, er lebt auch heute wieder dort, nachdem er zwei Jahre in Argentinien verbrachte, um Spanisch zu lernen. Er ist ein in den Staaten bekannter Autor von Erwachsenen- und Jugendbüchern. Hierzulande erscheint mit „Die Tausend Leben des Ardor Benn“ erstmals ein Roman von ihm. Der dicke Wälzer ist der Auftakt einer Trilogie.

 

Ardor Benn einen gemeinen Dieb zu schimpfen, wäre eine Beleidigung, denn er ist ein Meister seines Fachs - ein Gentleman, der sich sicher in allen Klassen der Gesellschaft bewegt, ein gerissener Gauner und letztendlich unter seinesgleichen sogar eine Legende. Daher muss er nicht jeden Auftrag annehmen. Aber die Bitte eines jungen Geistlichen reizt ihn, soll er doch dem Herrscher selbst die Insignien seiner Macht entwenden. Das wird zwar nicht einfach, ist aber reizvoll genug, um den Coup mit ein paar Freunden zu wagen. Doch schon bald wird klar, dass sie da in eine Sache geraten sind, die viel größer ist als gedacht und von ihm wie auch seinem Team eine Menge abhängt - sogar die Rettung seiner Welt.


Tyler Whitesides scheint einer der Autoren zu sein, die sich sehr viel Zeit für ihre Figuren und die Handlung nehmen. Er stellt Ardor und seine späteren Mitstreiter in Ruhe vor, nutzt die Beschreibungen auch, um eine Welt zu entwerfen, die sich irgendwo in der frühen Neuzeit bewegt, in der Schusswaffen und auch besondere Substanzen üblich sind - teilweise ein hart umkämpftes Gut.

Anfangs liest sich das tatsächlich sehr unterhaltsam, man fühlt sich an andere Gauner und Gentleman-Diebe aus der Fantasy erinnert, leider aber sorgt das gerade im Mittelteil auch für sehr viele Längen, weil die Geschichte nicht wirklich voran kommt und sie sich gerade im Schloss des Königs im Kreis dreht. Hier verzichtet der Autor oft darauf, weitere Hinweise auszustreuen, um die Geschichte weiter voranzutreiben.

Zwar lockert Action das Ganze immer wieder auf, man muss aber auch Einiges an Geduld mitbringen, um sich wieder in die Handlung ziehen zu lassen, denn der rote Faden bleibt sehr dünn, der Hintergrund erschreckend schwammig. Daran können letztendlich auch die Figuren nichts ändern, denn auch sie bleiben trotz der vielen Beschreibungen blass, wenn sie nicht gerade zum näheren Umfeld des Helden gehören. Das ist gerade bei den Gegenspielern ungünstig.

Alles in allem hinterlässt „Die Tausend Leben des Ardor Benn“ einen zwiespältigen Eindruck, denn nach einem durchaus unterhaltsamen Auftakt fällt die Spannung merklich ab, der Autor schafft es nicht, seinen Figuren und vor allem dem Hintergrund genug Leben zu verleihen, um den Leser auf Dauer zu fesseln.