Sherlock Holmes 50: Ludwig II. - Der Tod im Würmsee (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 16. Dezember 2022 10:18

Marc Gruppe & Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes 50
Ludwig II. - Der Tod im Würmsee
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt u.a.
Titelbild: Firuz Askin
Titania Medien, 2022, 2 CDs, ca. 123 Minuten, ca. 17,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Unrprünglich hätte die Jubiläumsfolge viel früher erscheinen sollen, aber die Corona-Pandemie und anderes verhinderten die Fertigstellung eines Projekts, das wie bereits „Mayerling“ eine Herzensangelegenheit von Marc Gruppe war. Denn auch „Ludwig II. - Der Tod im Würmsee“ beruht auf historischen Ereignissen, die noch heute Rätsel aufgeben. Und er verbindet die aktuell bekannten Ermittlungsergebnisse mit den fiktiven Abenteuern des Meisterdetektivs.
Watson ist mehr als überrascht, als ihn sein Freund Sherlock Holmes zu einem Trip nach München einlädt, um sich dort eine Wagner-Oper anzusehen. Doch natürlich steckt noch mehr dahinter, hat Kaiserin Elisabeth von Österreich doch eine ganz besondere Bitte an den Meisterdetektiv. Sie sollen ihrem geliebten und geschätzten Cousin Ludwig, seines Zeichens abgesetzter und entmündiger König von Bayern, bei der Flucht helfen. Alles ist akribisch vorbereitet, doch dann kommt eine erschreckende Nachricht: Der Ex-Herrscher ist tot, mit seinem Begleiter im Würmsee ertrunken. Doch Sherlock Holmes ahnt, es steckt mehr dahinter...
Wie auch schon bei „Mayerling“ hat sich Marc Gruppe die Zeit genommen, die historischen Ereignisse genau zu recherchieren und in eine spannende Geschichte umzuwandeln. Zwar werden Holmes und Watson geschickt in die Handlung eingebunden, können aber nicht wirklich großen Einfluss auf den Ablauf und das damalige Ergebnis nehmen. Aber dennoch wird der Meisterdetektiv zum Medium, die bisher bekannten Ermittlungsergebnisse vorzustellen, auch wenn er sie im Prinzip nur einer Person erzählen kann.
Die Geschichte startet wenige Tage vor dem Tod des abgesetzten Königs am 13. Juni 1886 und bietet dann während der Ermittlungen Rückblicke in das Leben Ludwigs II.. Dabei gibt es immer wieder Spielszenen, in denen er zum Leben erweckt wird, speziell aus den letzten Monaten, in denen intrigante Kräfte in der Regierung seine Absetzung planen. Auch die daran beteiligten Figuren werden interessant zum Leben erweckt, ebenso wie die einfachen Leute, die bis zuletzt mit ihm zu tun hatten.
Man merkt der Handlung an, dass sie mit sehr viel Liebe und Akribie gestaltet wurde. Es mag zwar sein, dass gegenüber aktuellen Dokumentionen nur wenig Neues erzählt wird, aber die Umsetzung hat durch die Einbindung von Sherlock Holmes einen besonderen Flair, denn natürlich lässt sich der Engländer es nicht nehmen, bis zuletzt zu schnüffeln, auch wenn er weiß, dass er bestimmte Regeln beachten muss.
Die Sprecher sind diesmal aufmerksam dabei, teilweise wird auch - in gut verständlichem - Dialekt gesprochen, um die Atmosphäre zu vertiefen. Die Figuren erwachen so zu glaubwürdigem Leben und tragen die Handlung von Anfang bis Ende, machen so auch mehr als verständlich, warum dieser Fall nie an die Öffentlichkeit gelangte.
Es mag zwar ein paar Ähnlichkeiten zu „Mayerling“ geben das übrigens 1889. also etwa drei Jahren nach den Ereignissen in Bayern spielt - gerade was die Vertuschung angeht -, der Ton ist aber schnell ein vollkommen anderer und die Umsetzung von Anfang bis Ende spannend und unterhaltsam gemacht, das Ende gänzlich zufriedenstellend.
„Ludwig II. - Der Tod im Würmsee“ steht „Mayerling“ in Nichts nach und wird zu einem weiteren herausragenden Hörspiel der Reihe „Sherlock Holmes“. Marc Gruppe beweist wieder einmal, dass er ein gutes Händchen für Themen und historische Ereignisse hat, weiß diese in eine spannende Handlung umzusetzen und nicht zuletzt auch der Spürnase und dem Charakter des Meisterdetektivs gerecht zu werden. Die sorgfältig ausgewählten Sprecher tragen dies ebenfalls wieder einmal mit und machen diese Folge zu einem Hörgenuss, den man nicht verpassen sollte.