Phantom Comic-Magazin 1 (Comic)

Phantom Comic-Magazin 1
Titelbild: Timo Wuerz
Zauberstern, 2022, Heft, 108 Seiten, 9,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

1536: Bei einem Piratenüberfall auf ein britisches Handelsschiff geht der junge Sohn des Kapitäns über Bord und wird am Strand der Insel Bangalla angespült. Mehr tot als lebendig bringen ihn die Eingeborenen zu einer geheimnisvollen Höhle im Dschungel, wo er sich wieder erholt. Fortan stellt er sein Leben in den Dienst der Gerechtigkeit und verschreibt sich als maskierter Rächer der Bekämpfung des Bösen. Die Maske und der Schwur werden stets vom Vater an den Sohn weitergegeben, sodass unter den Eingeborenen von Bangalla die Legende des Wandelnden Geistes, eines unsterblichen Phantoms, entsteht.

 

„Der Geist und das Monster“ (Teil 1 von 2):
Ein grauenhaft entstellter Mann betritt Bangalla, die Insel, die unter dem Schutz des Phantoms steht. Schnell wird der Wandelnde Geist auf den Neuankömmling aufmerksam, der die Eingeborenen allein durch seine Größe und Kraft in Furcht und Schrecken versetzt. Der Fremde eröffnet, dass er bereits einen Vorfahren des jetzigen Phantoms kannte und beide in London für kurze Zeit Freunde waren. Nun benötigt er die Hilfe des Nachkommens seines alten Weggefährten, denn eine Gefahr aus der Vergangenheit ist auf dem Weg nach Bangalla.

„Das Geheimnis der Fischmenschen“:
Der Stamm der Mori versorgt die weiter im Inselinneren lebenden Bewohner von Bangalla regelmäßig mit Fisch. Eines Tages bleiben die Fischlieferungen ohne weitere Erklärungen aus. Stammeskonflikte drohen, die Raubtiere werden vor Hunger aggressiv und zur Gefahr für die friedlicheren Dschungelbewohner. Das Phantom geht den Ereignissen nach und erfährt bei den Mori den Grund, warum sie nicht mehr fischen. Ein Fischmenschenvolk aus der Tiefe bedroht die Eingeborenen.


Der Zauberstern Verlag, der sich unter anderem mit „Larry Brent“, „Faith van Helsing“ und dem Neustart von „Jan Tenner“ bislang auf dem Hörspielmarkt hervorgetan hat, startet sein Comic-Label mit einer Magazinausgabe von Lee Falks „Phantom“. Eine Serie, die 1984 zuletzt auf dem deutschen Markt erschienen ist. Dabei sollen die Zauberstern-Ausgaben eine Mischung aus aktuellen und klassischen Geschichten beinhalten, die bislang noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurden.

„Der Geist und das Monster“ von 2021 bietet dabei gleich einen fulminanten Einstieg, für den man sich höchstens noch einige einleitende Worte wünschen würde. Leser, die die Figur und deren Hintergrund bislang nicht kennen, werden einige Fragezeichen vor Augen stehen. Ansonsten bietet die Story alles, was das Herz des Abenteuer-Fans begehrt, gepaart mit einem deutlichen Mystery-Faktor und unerwartet viel Tiefgang. Überhaupt hat „Der Geist und das Monster“ ein beachtliches Überraschungsmoment im Gepäck, auch wenn der Titel schon Einiges verrät.
Der Zeichenstil ist immer noch simpel, hebt sich aber deutlich von dem der klassischen „Phantom“-Geschichten ab, ohne das Ganze komplett auf Links zu krempeln.
An dieser Stelle auch gleich ein Lob für das grandiose Covermotiv von Timo Würz, der hier eine großartige Collage mit seinem typisch plastischen Licht-und-Schattenspiel geschaffen hat.

Die „Phantom“-Classics-Story „Das Geheimnis der Fischmenschen“ wirkt deutlich naiver und trashiger. Allein die Monologe und Dialoge lesen sich zuweilen bescheiden und hölzern wie aus einem Grundschulaufsatz; Off-Texte beginnen in einem Panel und werden im Anschlussbild plötzlich völlig krude mit neuen Anführungszeichen weitergeführt usw. Sollte das Absicht sein, hätten auch einige erklärende Worte nichts geschadet. Darüberhinaus bekommt man die volle Pulp-Palette geboten: Höhlenmonster, kleinwüchsige Außerirdische, wilde Löwen, tödliche Haie, heilige Fische, ein Riesenkraken und die titelgebenden Fischmenschen, die sich telepathisch, aber doch allgemeinverständlich verständigen. Und keine Frage, dass der Wandelnde Geist den Tag rettet.

Trotz diesen Schwächen ist das „Phantom“-Comic-Magazin mit der Nostalgiebrille sehr gut zu lesen, und die angepeilte Kundschaft sollte doch wissen, worauf sie sich einlässt. Bleibt zu hoffen, dass die Serie auch längerfristig ein Erfolg wird. Vorgeplant sind bislang die Ausgaben für ein Jahr; Nummer 1 war in kürzester Zeit beim Verlag ausverkauft. Abonnenten bekommen die Hefte etwas billiger, portofrei und mit einigen Goodies (A0-Poster des Frontcovers, Aufkleber) geliefert.

Für Fans ein mehr als ordentlicher „Phantom“-Neustart als großformatiges Magazin mit über 100 Seiten. Etwas mehr Leserservice/Sekundärteil wäre gerade für diese Erstausgabe wünschenswert; ein kleines Who Is Who und ein kurzer Abriss über die „Phantom“-Historie fehlen.