Bjela Schwenk (Hrsg.): Scherben einer Göttin - Liliths verborgene Gesichter (Buch)

Bjela Schwenk (Hrsg.)
Scherben einer Göttin - Liliths verborgene Gesichter
2022, Paperback, 432 Seiten, 16,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die 1984 geborene Bjela Schwenk studierte Geschichte, Germanistik und Kreatives Schreiben in Tübingen und Hanoi, arbeitete als Deutschlehrerin sogar zwei Jahre in Vietnam. Auch durch ihre vielen Reisen kam sie immer wieder mit verschiedenen Völkern in Berührung und ließ sich für ihre ersten Romane von diesen fremden Kulturen und deren Mythen inspirieren. Dabei kam sie auch mit den Erzählungen um Lillith in Berührung, was den Anstoß für die hier vorliegende Dark-Fantasy-Anthologie „Scherben einer Göttin - Lilliths verborgene Gesichter“ gab. Achtzehn Autoren haben sich zusammengefunden, um ihre Ideen zum Leben zu erwecken.

 

Eine junge Frau, die sich durch die Geburt ihres Kindes von ihrem Mann entfremdet fühlt, sucht Hilfe bei einer alten Hexe - aber die Göttin fordert ihren Preis.
Dann ist da die in Dunkelheit geborene Namrael, die sich gegen ihr Schicksal stellt und an die Oberfläche wagt, nur um vor eine neue Entscheidung gestellt zu werden.
Oder Leila, die nicht länger das ihr von den Männern aufgezwungene Mieder tragen will, das nur das äußere Zeichen ihrer Unterjochung ist.
Oder die junge Frau, die ihre Freundin zu einem Guru begleitet, nur um selbst durch Lillith erweckt zu werden.
Und die strenggläubige junge Frau, der erst im Spiegel deutlich gemacht wird, dasss sie lieber einem anderen Weg folgen sollte...


Die Autorinnen und Autoren der Sammlung versuchen den verschiedenen Gesichtern Lilliths gerecht zu werden. Dabei spielt weniger der Anfang - die Erschaffung als erste Frau durch Gott und das Leben an Adams Seite - eine Rolle, als die bereits verdammte, gefallene oder befreite Frau, die je nachdem zur Göttin oder Dämonin wird.

Gelegentlich hebt man aber auch die Lillith in jeder Frau hervor - die, die nicht länger schweigt, wenn die Männer einmal wieder zeigen, wie sexistisch und chauvinistisch sie sind und die gelegentlich auch heimzahlt, was sie ihr angetan wurde. Dann mag sie zwar den Frauen helfen, die sie um Hilfe bitten, aber das hat oft genug einen Preis, denn um der Macht willen hat Lillith tatsächlich die Liebe aufgegeben. Andere Mitwirkende wieder heben auch die heidnischen Aspekte der Göttin hervor, verlassen die Gefilde der christlich-jüdischen Mystik.

Es gibt also eine bunte Auswahl an Themen, so dass keine Geschichte wirklich der anderen gleicht. Von den Gefilden der historischen Fantasy, die sich nur lose an irgendwelche irdischen Kulturen anlehnt, bewegt sich die Sammlung über das Mittelalter dann auch in die Moderne, sogar in eine nahe Zukunft.

Wirkliche Ausreißer nach unten gibt es nicht, denn alle Erzählungen sind flüssig erzählt und bekommen den Raum, den sie brauchen, sind nicht in ein enges Korsett an Zeichen gezwungen. Auch vom Aufbau her wissen alle zu überzeugen; sie sind fast alle spannend aufgebaut und logisch in sich geschlossen.

Auch inhaltlich wissen sie zu überzeugen, da die Ideen recht vielfältig sind und gerne auch einmal Mythen frei auslegen oder gar sehr unterschiedliche miteinander vermischen und jeder Leser mindestens einen wenn nicht sogar mehrere Favoriten und einiges an Lieblingsstorys für sich verbuchen kann.

Die Anthologie „Scherben einer Göttin - Lilliths verborgene Gesichter“ kann durch eine vielfältige und abwechslungsreiche Sammlung an Geschichten punkten, die sich quer durch alle phantastischen Genres bewegen und inhaltlich wie auch stilistisch mehr Facetten des Themas abdecken, als viele Leser vermuten würden. Zudem sind die Erzählungen auf hohem Niveau geschrieben und überzeugen durch ihre außergewöhnlichen Idee, die oft mit den gängigen Klischees brechen.