Moonshine 4 (Comic)

Brian Azarello
Moonshine 4
(Moonshine Vol. 4, 2020)
Titelbild und Zeichnungen: Eduardo Risso
Übersetzung: Silvano Loureiro Pinto
Cross Cult, 2022, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Etwas schneller als beim letzten Mal wird die „Moonshine“-Saga fortgeführt. Und wie man sich vorstellen kann, erlauben sich Brian Azarello und Eduardo Rossi noch tiefer in die Abgründe des organisierten Verbrechens einzutauchen und mit einem ordentlichen Horror-Touch zu versehen.


Lou Pinto ist tief gefallen. Einst der Handlanger eines großen Gangsterbosses, der als Handelsreisender unterwegs war, um neuen Alkohol für die versteckten Kneipen bei hinterwäldlerischen Schwarzbrennern zu besorgen, ist er nun ein Spielball dunkler Mächte, die er nicht einmal kontrollieren kann - ein Werwolf.

Während er sich endlich aus den Fängen der Hexen des Bayou um New Orleans winden kann und in einem der üblen Elendsviertel von Cleveland landet, in denen ein Serienkiller sein Unwesen treibt, hat Tempest, die auf Rache sinnt, sich an seinen ehemaligen Chef herangemacht...


Die Künstler bleiben ihrer Maxime treu. Auf der einen Seite tauchen sie in die Halbwelt zwischen Verbrechen, Prostitution und Prohibition ein, zeigen, wie das Leben für diejenigen sein kann, die sich auf das organisierte Verbrechen einlassen. Gerade Tempest merkt immer mehr, dass es auch Vorteile haben kann, sich mit einem Gangsterboss einzulassen. Daher kann die Rache warten.

Vermutlich aber auch, damit sich Lou wieder mehr auf sie zubewegen kann, denn der tief gestürzte Handlanger treibt immer noch ziellos durch eine Welt aus Dunkelheit, die er im Alkohol zu ertränken versucht, weil er die Bestie in sich - im Gegensatz zu einer anderen - nicht kontrollieren kann.

Interessant dabei ist auch die Einbindung historischer Persönlichkeiten und Ereignisse, beeindruckend die Mischung aus Horror und zeitgeschichtlichem Ambiente. Zwar trudelt die Handlung etwas, da der Held nicht wirklich ein Ziel hat, die intensive Stimmung macht aber vieles wett und Lust auf mehr, zumal auch Tempest zu einer interessanten Figur geworden ist. Und die Klischees sind nicht so abgedroschen, wie sie auf den ersten Blick wirken mögen.

„Moonshine“ bietet auch im neuesten Band wieder eine gute Mischung aus historischem Gangster-Krimi und Horror, der immer mehr das Ambiente und den Zynismus der schwarzen Serie einzufangen weiß und neben dem Helden noch eine andere interessante Figur aufbaut.