Maddrax 588: Der Dunkle Ruf, Michael Edelbrock (Buch)

Maddrax 588
Der Dunkle Ruf
Michael Edelbrock
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR

Rezension von Matthias Hesse

„Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder,“ lässt Georg Büchner seinen Namensvetter George Danton sagen, bevor die konkurrierende Clique um Robbespierre das einstige Gesicht der Revolution aufs Schafott schickt. Dieser Ausspruch hat es von der Bühne zum geflügelten Wort gebracht - und kommt abgewandelt auch in Michael Edelbrocks „Maddrax“-Debüt vor. Dort ist es die lovecraftartige „Dunkle Stadt“, die nun ihre Anhänger verschlingt, um ihr finsteres Herz nach einem derben Rückschlag wieder zu stärken. Wie die Lemminge folgen die Jünger des Kultes zu Hunderten dem Dunklen Ruf, so der Name dieser Episode.

Doch was ist das dunkle Herz? Woraus besteht es, und warum wirkt es so zerstörerisch? Ist es organisch, ist es geistig, ist es eine Maschine? Nun, da die Leserinnen und Leser dem aktuellen Zyklus schon anderhalb Jahre folgen, lässt der Autor durchblicken, dass alle bisherigen Spekulationen offenbar an der Wahrheit vorbeigingen, und damit wirft sein Einstieg ins Autorenteam der Leserschaft umgehend einen saftigen Brocken hin.

Michael Edelbrock wurde 1980 geboren, lebt im Ruhrgebiet und ist auch schon für andere Serien, etwa „Raumschiff Promet“, in Erscheinung getreten. In „Der Dunkle Ruf“ hält er auch sonst Einiges bereit: Zum einen muss, nach Ausflügen in andere Handlungsstränge, der Blick auf den Ausgangskonflikt wieder geschärft werden. Außerdem führt das Heft die Wege verschiedenster Figuren zusammen und zeigt, wie das Problem mit dem erstarkenden Bösen von verschiedenen Seiten gleichzeitig angegangen wird.

Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe, doch Edelbrock löst sie ganz zufriedenstellend, wenn auch im mittleren Drittel die Gemengelage so unübersichtlich ist, dass die Spannungkurve eher flach bleibt. Zum Ausgleich spielt der Roman aber auf anderen Feldern seine Stärken voll aus, und der Autor lässt nicht den kleinsten Zweifel daran, dass er gut schreiben kann.

Sein Umgang mit Sprache ist nicht nur angenehm frei von abgegriffenen Floskeln; im Dunklen Ruf finden sich auch richtig starke Passagen. Besonders der Anfang ist atmosphärisch und dicht. In der Beschreibung der zum Leben erwachenden Architektur findet Edelbrock eindringliche Sprachbilder. Auch das Ende, bei der eine bisherige Nebenfigur eine unerwartete Hauptrolle spielt, der Da'muure Soro, entwickelt beinahe epische Wucht. Dass Edelbrock sich außerdem immer wieder die Zeit lässt, die emotionalen Beweggründe seiner Figuren auszuleuchten, sie in Ruhe reden und denken zu lassen, ist toll.