Maddrax 582: Das Geheimnis im Eis, Lucy Guth / Maddrax 583: Die Schuld der Pancinowa, Christian Schwarz / Maddrax 584: Das Wurmlochgambit, Christian Schwarz (Buch)

Maddrax 582
Das Geheimnis im Eis
Lucy Guth

Maddrax 583
Die Schuld der Pancinowa
Christian Schwarz

Maddrax 584
Das Wurmlochgambit
Christian Schwarz

Bastei, 2022, Romanheft, je 68 Seiten, je 2,10 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Folgende kleine Phantasie drängte sich seinerzeit in mein Hirn, als Präsident Obama Monate nach seiner hoffnungsvollen Wahl so Einiges an „Hope“ und „Change“ schuldig blieb: Kann es sein, dachte ich mir, dass schon am Tag seines Einzugs ins Oval Office zwei Herren in dunklen Anzügen auf den Neugewählten warteten, die ihm mit einer kleinen Powerpoint-Präsentation verklickerten, was alles schon mal nicht geht? 

Später, mit QAnon und dem Sturm aufs Kapitol, hat mein kindliches Vergnügen an solchen Verschwörungsgeschichten ein paar Dellen bekommen - zu viel üblen Impact auf das echte Leben echter Menschen haben diese Ideologien. Interessant finde ich aber, dass ich zu Beginn von Lucy Guths „Das Geheimnis im Eis“ eine beinahe identische Phantasie finde. Nur dass Präsident Lepmur weniger an Obama als an dessen Nachfolger erinnert. Und außerdem kein Mensch ist.

Lucy Guths Roman sowie die Bände „Die Schuld der Pancinowa“ und „Das Wurmloch-Gambit“ von Christians Schwarz werden von Bastei zwar nicht als Dreiteiler vermarktet, funktionieren aber als solcher ganz hervorragend. Alle drei Bände spielen im erzählerischen Außenposten des Ringweltsystems, die Handlungen knüpfen nahtlos aneinander an, und Schwarz' technikaffine SF ergänzt sich prima mit Guths Abenteuerfantasy zu einem spannenden Trip in die Vergangenheit des Planeten Cancriss.


Cancriss hat eine stattliche Leiche im Keller. Beziehungsweise im ewigen Eis, denn dorthin hat es in grauer Vorzeit, von mehr als tausend Jahren ist die Rede, einen Wandler verschlagen, der die damals schon hochtechnisierte Zivilisation des Planeten um Hilfe auf seiner Flucht seinem Fressfeind Streiter ersucht. Beide kosmischen Entitäten spielen im Maddraxiversum eine zentrale Rolle. Eine galaktische Charta verpflichtet die Pancinowa, diese Hilfe zu gewähren. Doch als sich herausstellt, dass der Wandler den problematischen Energiehunger der Zivilisation nicht nur stillen kann, sondern neue Meilensteine in der Erforschung der Wurmloch-Technologie ermöglichen wird, treibt der Rat der Fünfundzwanzig ein doppeltes Spiel, das sich über die Jahrhunderte zu einer Weltverschwörung auswächst, deren Aufrechterhaltung enorme Skrupellosigkeit von den Regierenden verlangt.

Dem kommen Tom Ericson, Vasraa und, in deren Windschatten, auch Matt und Aruula auf die Spur, die sich eigentlich nach Cancriss begeben haben, um die Außerirdischen um technischen Beistand gegen einen bevorstehenden Streiter-Angriff zu ersuchen. Doch die Widerstandsgruppe der Douhlees, seit jeher als Verschwörungsideologen stigmatisiert, sieht nun ihre Stunde gekommen.

Im dritten Abenteuer der inoffiziellen Trilogie steht mit der mittlerweile 14jährigen Zekiya Uon eine Figur im Mittelpunkt, die Indentifikationsmöglichkeiten für ein Young-Adult-affines Publikum bietet. Ihre Mutter, die seit jeher skrupellose Vasraa, hat es auch auf das Wurmloch abgesehen, für das Tom Ericson sich so hartnäckig bei den Pacinowa eingesetzt hatte. Ihr Plan: Rache an Kormack und - natürlich - die Weltherrschaft. Unter Einsatz von Sex, Mord, Lügen und Sabotage kommt das platinblonde Biest auch zunächst ziemlich weit. Die Einzige, die ihr auf die Spur kommt: Zekiya. In all ihrer Zerrissenheit macht sie sich, ihren Love Interest Freedric als Sidekick, ans Werk, ihrer Mutter das Handwerk zu legen.


Christian Schwarz entwirft mit „Das Wurmloch-Gambit“ einen klassischen SF-Thriller, dem man, wer mag, durchaus vorhalten kann, die Bösartigkeit seiner Antagonistin sei doch recht klischeehaft gezeichnet und das komplexe Handlungsgeflecht aus Intrigen und Täuschungen etwas zu lehrbuchhaft komponiert. Doch Schwarz gelingt ein durchgehend spannender Heftroman, getragen von einer tollen Heldin und angetrieben von einem Problem, das aktuell in aller Munde ist: Energieknappheit. Das macht den Roman zu einem vorzüglichen Read und zu einem perfekten Abschluss dieser inoffiziellen Ringwelt-Trilogie.