Matthias Oden: Der Krieg der Elemente (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 01. Juni 2022 15:28

Matthias Oden
Der Krieg der Elemente
Die Chronik der Träume 2
Heyne, 2022, Paperback. 778 Seiten, 16,99 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Nach wie vor tobt der von beiden Seiten intensivierte Kampf zwischen dem Kaiserreich Salen und dem Herzogtum Chimrien. Statt dass die Parteien versuchen würden, eine einvernehmliche Lösung zu suchen, miteinander ins Gespräch zu kommen um vielleicht einen Frieden auszuhandeln, wird die Auseinandersetzung immer verbitterter fortgesetzt.
Zwischenzeitlich hat der Konflikt auch immer gravierendere Auswirkungen auf die anderen Völker des Kaiserreiches. Selbst auf den Traumpfaden erblicken die Seher wahrlich düstere Omen. Es scheint, dass die Heerführerin der Chimren nicht nur die Befreiung ihres Volkes anstrebt - mit Hilfe der Krone der Elemente plant sie weit mehr; etwas, das die bekannte Welt vernichten würde…
Gut zwei Jahre ist es her, dass Matthias Oden, der mit seinem ebenfalls bei Heyne erschienen Roman „Junktown“ so positiv überraschte, den ersten Teil seines Fantasy-Epos um die Chronik der Träume auflegte.
Damals erschlug er seine Leserinnen und Leser mit einem wunderbar detailliert ausgearbeiteten Setting und einem Personenkabinett, das derartig umfangreich daherkam, dass wir trotz Figurenregister dem Ansturm der unterschiedlichsten Charaktere fast hilflos gegenüberstanden. Darunter litt der Erzählfluss, so dass sich der erste Teil des Zyklus als leider über weite Teile recht behäbig daherkommendes Fantasy-Gemälde entpuppte. Spät, fast zu spät entdeckte der Verfasser dann seine durchaus vorhandene Gabe faszinierend zu fabulieren und legte gegen Ende des ersten Teils dann doch noch eine spannende Geschichte vor.
Vorliegender zweiter Teil der Reihe ist ebenfalls sehr umfangreich ausgefallen, das Figuren-Ensemble wird eher noch ausgebaut, so dass ich zunächst ein wenig Mühe hatte, die Erzähler jeweils zuzuordnen und mich in dem Plot zurecht zu finden.
Oden macht es seinen Rezipienten wahrlich nicht einfach. Immer wieder rückt er andere Figuren in den Fokus, wechselt den Handlungsort und die Sichtweise.
Der klare Vorteil aus dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand. Wir bekommen wieder ein sehr detailverliebtes Bild einer archaischen Welt geboten. Einer Welt aber auch, in der es Vorurteile, ja Rassismus zuhauf gibt. Hier inkludiert der Verfasser geschickt aktuelle und reale Probleme, transferiert diese in seine Welt. Der andauernde Krieg schürt diese Ressentiments noch, sorgt für weitere Dramatik. Diese Beziehungen zur Realität hat der Autor sehr unauffällig aber geschickt und inhaltlich überzeugend in seinen Plot einfließen lassen.
So verlangt auch dieser umfangreiche Roman von seinem Leser, sich auf die vielen Blickwinkel einzulassen, sich zunächst durchzukämpfen um die Figuren zuzuordnen. Dann aber erhält man als Belohnung ein sehr detailverliebtes Bild einer faszinierenden Welt voller Konflikte, Intrigen und Magie.