Matthew Reilly: Die sechs heiligen Steine (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 23. Mai 2022 22:12

Matthew Reilly
Die sechs heiligen Steine
Jack West 2
(The Six Sacred Stones, 2007)
Übersetzung: Michael Krug
Titelbild: Arndt Drechsler-Zakrewski
Festa, 2022, Paperback, 544 Seiten, 14,90 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
2008 im zu Ullstein gehörenden List Verlag unter dem Titel „Die Macht der sechs Steine“ bei uns erstveröffentlicht, präsentiert sich mit vorliegendem Roman das zweite von vier inhaltlich zusammenhängenden, aufeinander aufbauenden Jack-West-Abenteuer dem Leser. Von Michael Krug fachkundig und passend neu ins Deutsche übertragen, erwarten den Rezipienten neben den Reilly-typischen ausufernden Kampfszenen mehr und mehr die Jagd nach historische Quellen und übernatürlichen Rätseln.
Auf der Suche nach dem Schlussstein der Cheopspyramide mussten unser Held und seine Verbündeten die sieben antiken Weltwunder wiederentdecken, um eine periodisch alle 15.000 Jahre wiederkehrende Flutkatastrophe aufzuhalten. Seit dem erfolgreichen Abschluss dieser Mission stehen Australien und dessen Bewohner unter einem besonderen Schutz. Keiner der im Irak stationierten australischen Soldaten kam ums Leben - dann aber wird ein Ritual zelebriert, das den eigentlich eintausendjährigen Schutz aufhebt.
Damit noch nicht genug, droht alles Leben auf Erden vom dunklen Zwilling unserer Sonne ausgelöscht zu werden. Nur die erfolgreiche Suche nach den sechs diamantenen Säulen, die eine uralte Maschine steuern, kann diese neue Katastrophe aufhalten.
Neben dem Stein des Philosophen und dem Opferstein der Maya benötigt man zur Reinigung der Säulen aber auch den Schlussstein der Cheopspyramide sowie die Zwillingstafeln des Thutmosis, letztere sind gemeinhin auch als die zehn Gebote bekannt.
So machen sich Jack West Jr., Wizard und Lily nebst ihren Freunden erneut auf, die Welt zu retten.
Natürlich geht es wieder um Macht und Einfluss, Reichtum und Vormachtstellung. Nach dem jeweiligen erfolgreichen Einsatz der Säulen geben diese als Belohnung ein Geheimnis… Geheimnisse, die sich die Weltmächte mit aller Macht zu sichern suchen.
So kocht einmal mehr jeder sein Süppchen; die alte gegen die neue Welt, Saudis gegen Chinesen, alle, angeführt von Jacks despotischem Vater, offen oder verborgen gegen West & Co. Damit nicht genug hat es sich eine Gruppe fanatischer Terroristen auf ihre Fahnen geschrieben, ein vermeintliches Unrecht durch die Vernichtung der Welt zu rächen…
Das Wichtigste vorneweg: Der Roman ist in sich nicht abgeschlossen sondern erzählt lediglich die Geschichte der Aktivierung zweier der insgesamt sechs Säulen. Danach bricht er, wie könnte es auch anders sein, mit einem mehr als fiesen Cliffhanger mitten in der schönsten Action ab - Marke Held tot (oder doch nicht?); Fortsetzung folgt.
Dabei war man doch gerade so schön drin in der Lektüre. Grob alle zwei bis drei Seiten ist unser Held tot - nun ja, zumindest fast, und eigentlich dürfte er Meister Gerippe nicht mehr von der Sense springen, wird gefightet, dass einem das Blut in der offenen Halsschlagader stockt.
Voller teilweise beißender Ironie hält Reilly dabei den alten wie neuen Machtblöcken und Dynastien einen Spiegel vor (das im Quellenanhang letztgenanntes Buch „Die Bushs und die Sauds - Öl, Macht und Terror“ von Craig Unger (dt. bei Piper) sei jedem, der sich für die Hintergründe zweier Golfkriege interessiert, wärmstens ans Herz gelegt), verpackt dies aber erneut sehr geschickt in einer atemberaubenden Handlung.
Das wirkt ein wenig wie eine durchaus gelungene Mischung aus Indiana Jones und einem hemdsärmlichen 007, strotz nur so vor Ungereimtheiten und Unglaubwürdigkeiten, lässt dem Leser aber keine Nanosekunde Zeit über diese auch nur nachzudenken, reißt der Sog der Action einen doch unentrinnbar mit. Das ist stilistisch wie von der Charakter-Zeichnung her dürftig, das spottet jeglicher Logik - doch es funktioniert einfach wunderbar.
Hirn aus, und durch, das aber so packend und rasant, wie es sonst keiner aus der ständig wachsenden Riege der Nachahmer kann. Und das Beste: Festa wird dem Leser nicht nur die ersten drei bereits auf Deutsch erschienen Romane der Tetralogie kredenzen, sondern die Reihe dankenswerterweise mit der deutschen Erstveröffentlichung von „The Four Legendary Kingdoms“ auch abschließen!