Krystyna Kuhn: Das Tal Season 1.2: Die Katastrophe (Buch)

Krystyna Kuhn
Die Katastrophe
Das Tal – Season 1.2
Titelbildgestaltung von Frauke Schneider
Arena, 2010, Hardcover, 308 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-06473-4

Von Christel Scheja

Die Serie „Das Tal“ dreht sich um die hochbegabten Geschwister Julia und Robert, die in einem College in einem abgelegenen Tal in den kanadischen Rocky Mountains studieren sollen, doch schon bald feststellen müssen, dass sie sich hier nicht nur vor atemberaubender Kulisse auf ihre Studien konzentrieren können, sondern dass auch noch andere, unerklärliche Dinge vor sich gehen. So springt vor ihren Augen eine junge Frau in den nahegelegenen See und ertrinkt, doch offensichtlich ist sie gar nicht tot, sondern sitzt seit vielen Jahren im Rollstuhl sitzt – das ist nur der Anfang.

„Die Katastrophe“, der zweite Band der Serie, wird mehr aus der Sicht von Katie erzählt, die mit zu der Clique gehört, in der Julia und Robert Aufnahme gefunden haben. Die junge Frau hat ein düsteres Geheimnis, in das sie noch niemanden eingeweiht hat, doch genau das wird zu einem gravierenden Problem, als sie die anderen dazu überredet, den „Ghost“ zu besteigen, einen der Dreitausender, die das Tal überragen. Nach einigem Hin und Her lassen sich die anderen überzeugen und rüsten sich aus. Sie wollen auf den Spuren einer anderen Gruppe wandeln, die vor dreißig Jahren beim Aufstieg verschwunden ist und so vielleicht herausfinden, was da wirklich passiert ist.

Schon bald zeigt sich, dass auch bei diesem Unternehmen nicht alles mit rechten Dingen vor sich geht. Was haben die mysteriösen Andeutungen der Einheimischen Ana zu bedeuten. Weiß sie mehr über das Unglück von damals, als sie zugeben will? Und welches Spiel treibt Paul Foster mit ihnen allen? Vor allem Katie ist gezwungen, Ängste und Vorbehalte zu überwinden und sich der Gefahr zu stellen, in die sie schon bald alle geraten. Denn nun beginnt auch noch das Wetter verrückt zu spielen und sie sind mehr denn je aufeinander angewiesen, um am Berg zu überleben, da die Schatten der Vergangenheit sie in mehrfacher Hinsicht einholen.

Es zeigt sich sehr schnell, dass man den ersten Roman „Das Spiel“ kennen sollte, um „Die Katastrophe“ zu verstehen, denn auch wenn die Hauptperson und der Schauplatz wechseln, so erklärt die Autorin doch nicht mehr viel und bezieht sich immer wieder auf frühere Ereignisse. Das Lesevergnügen wird für den Neueinsteiger dadurch gemindert, dass einige Dinge nicht ganz so klar sind wie sie sollten. Auch sonst ist das Buch eher kryptisch. Die jungen Helden finden tatsächlich Hinweise auf den Verbleib der anderen Gruppe, die vor mehr als dreißig Jahren verschwunden ist, aber genau das wirft noch mehr Fragen auf. Auch stellt sich heraus, dass sie längst nicht allen trauen können, denen sie begegnen und die sich ihnen anschließen. Da die Autorin hier ein wenig zu vage bleibt, entsteht eher Verwirrung als Verständnis, was sehr bedauerlich ist, denn die Abenteuer am Berg sind sehr realistisch und beklemmend beschrieben – auch die Entdeckung eines Toten.

Es entsteht ein grusliges Gefühl, aber dieses ist längst nicht so intensiv wie im ersten Band, denn es fehlen zu viele Informationen, um die Geschichte abzurunden. Alles in allem sind die phantastischen Elemente zwar vorhanden, werden aber nur sehr sparsam eingesetzt, so dass auch hier recht offenbleibt, ob man es wirklich mit übersinnlichen Phänomenen zu tun hat.

Im Gegensatz zu „Das Spiel“ ist „Die Katastrophe“ eher durchwachsen, da man Leser unvermittelt in das Szenario geworfen wird und auch am Ende mehr Fragen offenbleiben als beantwortet werden. Allein die Szenen am Berg bleiben durch ihren Realismus in Erinnerung.