Simon Stålenhag: Das Labyrinth - Ein illustrierter Roman (Buch)

Simon Stålenhag
Das Labyrinth - Ein illustrierter Roman
(Labyrinthen. 2020)
Übersetzung: Stefan Pluschkat
Titelbild: Simon Stålenhag
Tor, 2022, Hardcover, 150 Seiten, 36,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ein Jahrzehnt schon verpesteten die schwarzen Sphären mit ihren Toxinen die Atmosphäre. Die Sonne kam nicht länger durch, alles Leben auf Erden schien dem Untergang geweiht. Es kam, wie es kommen musste: Rebellion, Aufstand, Angst und Gewalt. Dann erfanden findige Wissenschaftler das Projekt Kungshall - ein unterirdisches Refugium, in dem ein Genpool von Menschen das Armageddon überleben sollte. Zu denen, die auserwählt wurden gehöre ich als Ärztin, mein Bruder vom Militär und ein Junge, Charlie, dessen Bruder zu den Rebellen zählte.

Zusammen sind wir gerade in unserem Expeditionsfahrzeug auf acht Rädern unterwegs durch ein Land voller Asche und Ammoniak, voller Ruinen und ohne Leben. Wir besuchen einen entfernten Bunker in der Wildnis, um dort zu forschen. Dass Charlie verhaltensauffällig wurde, dass er die Fragen nach seinem Bruder einstellte, hätte uns warnen sollen - zu spät, viel zu spät für uns alle wurde ich misstrauisch.


Simon Stålenhag zählt zurecht zu den bedeutendsten Künstlern im phantastischen Bereich. Nach zwei reichhaltig illustrierten Titeln, die eher das Faszinierende, das Positive darstellten, entführt er uns vorliegend in eine Dystopie.

Nach und nach erschließt sich uns aus der kurzen, fast tagebuchähnlichen Erzählung der Protagonistin das Geschehen.

Dazu gesellen sich die Bilder. Farbzeichnungen in einem übergroßen Format, die eine Welt zeigen, wie wir sie nicht sehen möchten. Eine Welt voller Schatten, voller Dunkelheit, voller Trauer. Der Wahnsinn, die Depression der Figuren wird aus diesen teils minimalistischen Bildern deutlich. Voller dunkler Farben, ohne große Kontraste wird der innere Kampf mit dem Gewissen, der Verdrängung und der Selbstzerstörung hier kongenial ins Bildliche umgesetzt. Die äußeren Ruinen, die Zerstörung die sichtbar wird findet dann in den Aufzeichnungen der Erzählerin ihren inneren Widerhall.

Das ist keine leichte, angenehme Kost. Aber sie bietet ein ergreifendes Bild einer zerstörten Welt, in der die wenigen Überlebenden an ihrer Schuld zu zerbrechen drohen.