Doris E. M. Bulenda: Ein diabolischer Auftrag (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 20. März 2022 21:55

Doris E. M. Bulenda
Ein diabolischer Auftrag
Titelbild: Azrael ap Cwanderay
Hammer Boox, 2020, eBook, 4,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
„Dabei hatte ich mich schon so darauf gefreut, Mathilde in die Finger zu bekommen. Sogar einen hübschen, eigenen, kleinen Höllen-Bereich hatte ich für sie ins Auge gefasst und sicherheitshalber auch schon reserviert. Das kostete mich nur ein paar heftige Peitschenhiebe und ein paar erotische Spielchen von Zeit zu Zeit als Bezahlung für den Verteilerteufel. Kein zu hoher Preis für ein gutes Verlies für die liebe Mathilde.“
Gerade steckt Eva-Devliana-dreihunderteinundneunzig noch in einer herzerwärmenden Privatfehde mit dem Großinquisitor Petrus, da zitiert Satan persönlich ihren „roten, knackigen Höllenarsch“ zu sich. Mathilde, Evas verhasste Patentante, ist ins Visier des Höllenherrschers geraten. Da Geiz eine der sieben Todsünden ist, war sich Satan der Seele der „sparsamen“ Mathilde schon sicher.
Nun plötzlich wirkt Iris, die neue Frau von Evas Vater, auf ihre Schwägerin ein und droht, sie zu einer frommen und nächstenliebenden Christin umzudrehen. Ein Plan muss her, der der Hölle weiterhin Mathildes Seele sichert. Eine interessante Information findet Eva in den Akten ihrer Familie; eine kleine Affäre, die Onkel Eberhard kurz nach seiner Hochzeit hatte, soll zum Ansatzpunkt werden, um Mathilde und ihren Mann ins Verderben zu stürzen.
„Sehr gut, das wäre geklärt, der Grundplan steht. Dann wollen wir weitermachen. Wir besuchen den Körperbastel-Teufel, Baliot viertausendzweihundertdreiundneunzig heißt er, glaube ich, der muss uns einen wunderschönen Sukkubus zaubern. Er soll einen echt heißen Weiberkörper fabrizieren. Den werde ich dann übernehmen und einsetzen, wie die Schlange den Apfel. Mathilde wird vor Hass und Neid und Geiz im Sechseck springen, und Eberhard wird die Zunge bis zum Hals herunterhängen vor lauter Gier.“
Eva war schon zu Lebzeiten ein rechtes Früchtchen, das schließlich ihren Vater soweit gebracht hat, sie zu erschlagen (siehe „Ein diabolischer Plan“). Kein Beinbruch für die frühreife Göre, die in der Hölle erst ihr wahres Potenzial entfalten konnte. Nun schickt ihr oberster Dienstherr die gelehrige Schülerin auf eine Mission in ihr altes Leben. Ein Plan, ihre Tante wieder zur Sünderin zu machen, ist schnell gefasst. Eva lässt sich einen höllisch heißen Sukkubus-Körper basteln, in dem sie als uneheliche Tochter ihres Onkels auftritt, um diesen 1) zu einer Blutschande zu verführen und 2) ihren Erbanteil einzustreichen. Wenn ihre vom Geiz zerfressene Tante da keine Mordgedanken fasst...
„Ein diabolischer Auftrag“ legt von Anfang an ein höheres Tempo vor als der Vorgänger und vor allem einen ausgeprägten roten Faden, wo „Ein diabolischer Plan“ doch deutlich sprunghafter war. Außerdem ist es eine Freude zu lesen, wie die „kleine“ Eva die gedanklich etwas trägen Teufelchen im Griff hat und nur mit der Peitsche locken muss, um ihren Willen zu bekommen.
Um nicht alles zu glatt laufen zu lassen, kommt ein geheimnisvoller Joker in Gestalt von Kaplan Jehannes, der Seelsorger ihrer Stiefmutter Iris und ihrer Tante Mathilde, ins Spiel. Dieser bringt die Höllendame gehörig aus dem Takt, scheint er doch nicht nur eine verführerische Macht auszustrahlen, sondern auch über Evas wahres Wesen Bescheid zu wissen. Ein Gegner also, der weder leicht zu durchschauen noch zu unterschätzen ist.
Damit hat Doris E. M. Bulenda ein überraschendes Gegengewicht zu dem respektlosen und derben Humor in den Roman eingebracht, das die Handlung unvorhersehbar macht und für unerwartete Spannung sorgt. Sehr gut gelungen.
Das Cover-Design greift die höllischen Elemente von „Ein diabolischer Plan“ wieder auf, rückt aber Eva in ihrem Sukkubus-Körper in den Mittelpunkt.
„Ein diabolischer Auftrag“ überzeugt mit schrägem Humor und unvorhersehbaren Story-Entwicklungen. Evas zweiter Feldzug gegen die Scheinheiligkeit macht einfach Spaß.