Nach der Apokalypse (Comic)

Nach der Apokalypse
(Après la Chute, Editions Glénat, 2017)
Text: Laurent Queyssi
Titelbild und Zeichnungen: Juzhen
Übersetzung: Monja Reichert
Splitter, 2018, Hardcover, 88 Seiten, 18,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

Fast hundert Jahre nach der Apokalypse haben sich die Nachkommen der Überlebenden - ähnlich Steinzeitmenschen - in einzelnen kleinen Stämmen zusammengetan. Eines Nachts wird der Stamm von Giala von brutalen Sklavenhändlern überfallen, die die Männer töten und die Frauen mitnehmen. Lediglich die Kinder können noch in den Trümmern eines Gebäudes in Sicherheit gebracht werden, sind dort aber einer tödlichen Gefahr ausgesetzt.

Der Angriff einer riesenhaften Echse ermöglicht Giala die Flucht, doch hat sie keine Ahnung, wie sie zu den Kindern zurückkommen soll. Auf ihrem Weg trifft sie auf eine Gruppe Mutanten, die ihr helfen wollen, den Ort wiederzufinden. Doch dazu benötigen sie die Hilfe des Hexers, der im höchsten Turm der Stadt wohnt.


Unter dem SF-Gewand bietet „Nach der Apokalypse“ eine nahezu klassische Fantasy-Geschichte mit allen Genre-Elementen, die man erwartet. Giala ist auf einer Queste, um ihren Stamm zu retten, und gerät an einen bunten Haufen Mitstreiter mit verschiedenen Fähigkeiten. Gemeinsam müssen sie sich auf ihrem Weg noch einiger ‚Monster‘ erwehren.

Das mittelalterliche Setting wurde mit der Verlegung in eine postapokalyptische Ära gegen die Endzeit-Ruinen einer Großstadt getauscht, was der Story schon mal optisch einigen Pfiff verleiht. In der Kleidung, den Frisuren und den Waffen der Figuren finden sich allerdings immer noch eindeutige Fantasy-Elemente.

Die Story beginnt dramatisch und blutig, doch schleicht sich, nachdem Giala einigermaßen sicher ist, ein liebenswert-skurriler Humor in die Story, der vorwiegend daraus resultiert, dass Autor Laurent Queyssi die Erwartungshaltung des Lesers immer wieder auf launige Art zu ‚enttäuschen‘ weiß. Queyssi ist sich also bewusst, dass er hier eine bekannte Geschichte erzählt und frischt diese auf, indem er mit den Klischees spielt und den Plot damit ein ums andere Mal in neue Bahnen lenkt.

Doch nicht nur das. Nach dem Happy End hat Autor Queyssi noch eine Überraschung auf Lager, denn es gibt eine Vorgeschichte zur Apokalypse, in der einige der Protagonisten eine nicht unwesentliche Rolle spielen und die der Story noch eine zusätzliche sehr viel größere Ebene verleiht.

Die Zeichnungen von Juzhen sorgen im Zusammenspiel mit der plastischen Kolorierung für eine positiv eigenwillige Optik, die schon auf dem Cover erkennbar ist. In der Mimik und Gestik der Figuren sind einige Manga-Anleihen erkennbar.

Insgesamt bietet „Nach der Apokalypse“ also eine altbekannte Geschichte, die mit einigen frischen Ideen deutlich aufgepeppt wurde.