Dennis E. Taylor: Himmelsfluss (Buch)

Dennis E. Taylor
Himmelsfluss
(Heaven’s River (2020/2021)
Übersetzung: Urban Hofstetter
Heyne, 2020, 718 Seiten, 14,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Was bisher in den Romanen der ersten Trilogie geschah:

Nach seinem Tod wurde der Physiker und reiche Software-Entwickler Bob Johansson zu einer kybernetischen Intelligenz umgewandelt, die sich selbst replizieren kann (wobei durch kleine Abweichungen ständig neue Persönlichkeiten entstehen) und die in der Lage ist, zum Beispiel Raumfahrzeuge zu steuern, zu bauen und weiterzuentwickeln.

Bob gelingt es, den Weltraum zu bereisen und neue Welten zu entdecken, was auch dringend notwendig ist, hat sich die Menschheit inzwischen durch Krieg fast vollständig aufgerieben und unseren Heimatplaneten völlig ruiniert.

So entstehen Archen, mit denen Bob und seine „Klone“ den Rest der Menschheit zu den Sternen verschiffen, um sie dort auf geeigneten Welten anzusiedeln. Zudem gelingt es Bob, eine Technik zu entwickeln, die zeitlose Kommunikation im Universum ermöglicht, so dass er sich mit all seinen „Kopien“ ohne Zeitverlust vernetzen kann.

Außerdem entdecken die vielen Bobs auch andere intelligente Zivilisationen, darunter aber leider auch eine äußerst aggressive, die alle anderen Intelligenzen nur als Nahrung betrachtet und schon einige andere Völker ausgelöscht hat.

Als diese auf die Menschheit (beziehungsweise deren Reste) und vor allem die ganzen „Bobs“ aufmerksam wird, ist bald klar, dass das Schicksal der letzten Menschen und auch aller Bobs am seidenen Faden hängt...


Nachdem nach den Ereignissen, die im dritten Band geschildert werden, einigermaßen Frieden im von Menschen und Aliens bewohnten Universum herrscht und die aggressiven Anderen erst einmal weg sind, entdeckt der ursprüngliche Bob, als er sich auf die Suche nach dem verschollenen Bender begibt, eine künstliche Welt, deren Innenfläche riesig und bewohnbar ist und von einer intelligenten Rasse bewohnt wird, die Bibern beziehungsweise Fischottern ähnlich sehen.

Bob und einige seiner Kollegen dringen, in künstlichen Androidenkörpern der Einheimischen versteckt, in diese Welt vor und müssen erkennen, dass die Einheimischen kaum noch etwas von ihrem technischen Hochzivilisationserbe zu wissen scheinen. Wer hat also die künstliche Welt erschaffen, und vor allem, wer verwaltet sie aktuell? Bei ihren Erkundungen stoßen die Reisenden auf ein großes Geheimnis...


Nachdem die Trilogie etwas unbefriedigend endete, kehrt der Autor hier mit einer neuen Idee in sein eigenes Universum zurück und entwickelt es erheblich weiter. Trotz über 700 Seiten gelingt es Taylor, einen veritablen und packenden Spannungsbogen hinzulegen. Wer Larry Nivens Meisterwerk „Ringwelt“ kennt, wird zwar nicht wirklich überrascht sein über diese Geschichte, aber hier gilt eindeutig: Besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden!

„Himmelsfluss“ macht beim Lesen einfach großen Spaß und gegen Ende gelingt es dem Autor sogar, noch die eine oder andere brillante Wendung aus dem Hut zu zaubern. So wird der anstehende Krieg im Bobiversum (und zwar der Bobs untereinander!) genial mit der Handlung der Erkundung der künstlichen Welt verwoben, für beides gibt es gegen Ende eine gemeinsame Lösung.

Einziges Manko des vorliegenden Buchs ist seine ziegelsteinhafte Größe und Schwere, die dem Leser Schulterschmerzen zu verursachen vermag! Ich sage es äußerst ungern, aber dies ist wahrlich eines der wenigen guten Argumente für eBooks!

Wem die ersten drei Bände aus dem Bobiversum gefallen haben, den wird auch „Himmelsfluss“ wieder mitnehmen auf eine abenteuerlich-bunte Reise in eine fremde, aber glaubwürdige Welt, die zu bereisen einfach große Freude bereitet.