Evil Road (Comic)

Dominique Monféry
Evil Road
(Evil Road, 2016)
Übersetzung: Harald Sachse
Splitter, 2017, Hardcover, 48 Seiten, 14,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

Als im See nahe der Autowerkstatt der Zwillingsbrüder Helis und Helias zufällig ein Ford-T-Modell (setzte Dominic Monféry schon in „Tin Lizzie“ liebevoll in Szene) entdeckt wird, bergen sie das Autowrack und machen es sich zur Aufgabe, den Oldtimer wieder in einen ansehnlichen und fahrtüchtigen Zustand zu bringen. Gesagt, getan.

Die Belohnung für die Mühen ist schließlich eine Überlandfahrt von der amerikanischen Westküste quer durchs Land nach New York. Doch schon die erste Pinkelpause, für die sich Helis den Schatten eines der Wüste überlassenen Ward Lafrance G116-Abschleppwagens am Straßenrand ausgesucht hat, erweist sich als fatal. Denn der Abschleppwagen war nicht verlassen und der Fahrer schätzt es überhaupt nicht, ‚angepinkelt‘ zu werden.

Eine gnadenlose Verfolgungsjagd beginnt, und der Oldtimer der beiden Rentner hat dem stählernen Ungeheuer kaum etwas entgegenzusetzen. Nach mehreren lebensgefährlichen Situationen beschließen die Brüder mit dem Mut der Verzweiflung, den Spieß umzudrehen.


Fast könnte man meinen, mit „Evil Road“ eine Comic-Adaption von Steven Spielbergs Frühwerk „Duell“ oder dem ganz ordentlichen Highway-Reißer „Joyride“ in den Händen zu halten.

Den meisten Vertretern dieses Sub-Genres ist der Umstand gemein, dass trotz des grundsätzlich weitläufigen Umfeldes stets eine klaustrophobische Atmosphäre der Bedrohung aufgebaut wird. Denn die Ungleichheit der Konkurrenten ist augenfällig und vermeintliche Sicherheit rechts und links des Highways ist bestenfalls trügerisch. Das bemerken auch Helis und Helias, die unversehens in eine Senke voller Treibsand geraten und ausgerechnet von dem Abschleppwagenfahrer gerettet werden, der noch einen Plan mit ihnen hat.

Was folgt, bedient sich aus dem Standard-Repertoire des Genres, außer natürlich, dass die Protagonisten zwei schon stark betagte Grantler vor dem Herrn sind, was natürlich zu der einen und anderen komödiantischen Einlage führt. Doch wird die Gefahr, die von dem gesichtslosen Verfolger ausgeht, dadurch nicht abgemildert. Der Höhepunkt ist, als die beiden Ü60er entdecken müssen, dass sie keineswegs die ersten und einzigen Opfer des vermeintlich wahnsinnigen Abschleppwagenfahrers sind. Am Ende schließt Autor und Zeichner Dominique Monféry den irrwitzigen Road Trip mit einer kleinen Überraschung ab, die die Geschichte insgesamt rund macht.

Was Bildkomposition, Perspektiven und den Einsatz von Licht und Schatten angeht, ist „Evil Road“ erste Sahne, und man merkt, dass Dominique Monféry ein ehemaliger Disney-Mitarbeiter ist, wo er als Trickfilmzeichner/Animator zuerst an „Duck Tales“ und später an großen Kinofilmen („Der Glöckner von Notre-Dame“, „Herkules“, „Tarzan“) beteiligt war.

Die Farbgebung und die harten, tiefschwarzen Schatten erinnern außerdem frappierend an den 1917 verstorbenen Künstler Bernie Wrightson („Swamp Thing“, „Freakshow“), was ebenfalls sehr schön zur Stimmung des Bandes passt.

„Evil Road“ ist ein unterhaltsam-irrwitziger Ü60-Road-Trip des Terrors. Steven Spielbergs „Duell“ lässt grüßen.