Rückkehr nach Belzagor 1 (Comic)

Rückkehr nach Belzagor 1
(Retour sur Belzagor 1, 2017)
Vorlage: Robert Silverberg
Adaption: Philippe Thirault
Titelbild und Zeichnungen: Laura Zuccheri
Übersetzung: Resel Rebiersch
Splitter, 2017, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

In den Zeiten der Kolonisierung durch die Erde, war der Planet Belzagor unter dem Namen Terra Holman bekannt. Als man erkannte, dass mindestens zwei der einheimischen Spezies, die elefantenähnlichen Nildoror und die menschenartigen Sulidoror, als intelligent einzustufen sind, wurde die Kolonisierung gestoppt und der Planet wieder seinen ursprünglichen Bewohnern überlassen. Vereinzelt leben noch Menschen in den mehr oder weniger heruntergekommenen Gebäuden aus der Kolonisierungszeit. 

Zehn Jahre nachdem der Planet ‚aufgegeben‘ wurde, kommt das Ethnologenpaar Dorothy und Ray Wingate nach Bezagor, um das „Ritual der Wiedergeburt“ der Nildoror zu dokumentieren, das für Außenstehende streng verboten ist. Begleitet werden sie von Edmund „Eddy“ Gunderson, der einst als Soldat auf Belzagor stationiert war. Seine Kontakte und sein Wissen um Land und Gepflogenheiten der Einheimischen sollen es den beiden ermöglichen, in das Gebiet der Nildoror vorzudringen und das verbotene Ritual zu beobachten. Doch die Nildoror fordern eine Gegenleistung für diesen Gefallen. So holt Gunderson seine Vergangenheit und seine Erinnerung auf unangenehme Weise wieder ein.


Mit „Rückkehr nach Belzagor“ liegt die Adaption des beinahe philosophisch-religiösen Romans „Die Mysterien von Belzagor“ (OT: „Downward tot he Earth“) von Robert Silverberg vor, der gern als SF-Variante von Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ bezeichnet wird. Mit dieser Ausrichtung ist die Erzählung ganz eindeutig ein Kind ihrer Zeit, nämlich der ausgehenden 60er Jahre, was sich auch in einigen andere Motiven der Geschichte niederschlägt, wie etwa die ganz selbstverständlich gelebte sexuelle Freiheit, die Ablehnung beziehungsweise die Verrohung des Establishments und Experimente mit bewusstseinsverändernden Drogen. Dies wird auch optisch irre gut aufgefangen und spiegelt sich im Retro-Future-Design von Kleidung, Gebäuden und Raumschiffen wider. Als Rahmen dient eine ganz und gar phantastisch-exotische Fauna und Flora, die die Künstlerin Laura Zucceri („Die gläsernen Schwerter“) fast schon schwelgerisch umgesetzt hat und die ebenso der Phantasie Richard Corbens entsprungen sein könnte. Surreale Höhepunkte inklusive.

Die Geschichte von Eddy Gunderson dagegen ist zeitlos. Ein Mann wird gedrängt, sich mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen, die er gern hinter sich lassen würde. Nicht alles war schlecht damals, aber Einiges hat ihn nachhaltig entsetzt und geprägt, was er am liebsten vergessen würde. Nun wird er erneut in diese unbequeme und angsteinflößende Position gezwungen.

Ohne übereilt zu wirken, ist die Story konsequent auf das Ziel hin ausgerichtet, dass das geheimnisvolle religiöse Ritual der Nildoror darstellt. Man ahnt schon, ohne dass dies explizit angedeutet wird, dass der Ritus auch für Eddy Gunderson eine ganz spezielle Bedeutung erlangen wird. Dass die Figur moralisch nicht ganz hasenrein ist und ihre Vergangenheit erst nach und nach aufgedeckt wird, sorgt für zusätzlichen Reiz.

„Rückkehr nach Belzagor“ ist philosophische SF mit moralischen Grauzonen in grandios-exotischen Bildern.