Olaf Stapledon: Sternenschöpfer (Buch)

Olaf Stapledon
Sternenschöpfer
(Star Maker, 1937)
Übersetzung: Thomas Schlück
Titelbild: Les Edwards
Verlag Dieter von Reeken, 2022, Paperback, 244 Seiten, 17,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Gut vierzig Jahre ist es her, dass eines der Werke, das viele spätere gefeierte Science-Fiction-Autoren beeinflusste, zuletzt auf Deutsch erschien. In der SF- & Fantasy-Reihe legte Heyne 1969 den Roman unter dem Titel „Der Sternenmacher“ das erste Mal auf Deutsch vor, 1982 folgte unter dem leicht abgewandelten Titel „Der Sternenschöpfer“ eine Neuausgabe innerhalb der „Bibliothek der Science Fiction Literatur“. Beide Bücher sind heute antiquarisch nur schwer zu bekommen.

Dieter von Reeken nutzte die Gelegenheit, diesem Missstand abzuhelfen und legt in seinem Verlag eine Neuausgabe vor.

1937 in Großbritannien erstveröffentlicht erwartet ein Text den Rezipienten, der mich, vor fast 40 Jahren, bei der Erstlektüre etwas ratlos zurückließ.

Mit der „Bibliothek der Science Fiction Literatur“ verband ich damals die farbenprächtigen Abenteuer E. E. Doc Smiths „Lensmen“ und Edgar Rice Burroughs’ „Venus"-Romane - und dann bekam ich einen Text kredenzt, der, auf hohem literarischen Niveau, ein philosophisches Weltbild offeriert.


Das Werk, das fast keine Dialoge enthält, berichtet von einer imaginären Reise, einer Suche nach der Kraft im Universum, die für die Schöpfung verantwortlich ist.

Unser Protagonist macht sich im Geiste, begleitet durch den Außerirdischen Bvalltu, auf eine Reise durch eben jene Schöpfung. Sie stoßen auf andere Erden, fremde Wesen, studieren die Lebensformen und deren Heimat, um ihrem Ziel, dem Schöpfer, näher zu kommen. Sie erkennen, dass eine Vielzahl von Universen existiert, dass der Schöpfer eher eine Kraft, als ein singuläres Wesen ist, dessen Motivation begreifbar, dessen Schöpfungsakt und Dasein aber jenseits menschlichen Vorstellungsvermögens bleibt.


So bleibt der Eindruck, dass hier ein sehr intelligenter Mensch sich, verpackt in einem SF-Roman, über eines der schwierigsten, ungelösten Themen der Menschheit Gedanken gemacht hat: Wo kommen wir her, wer, wenn überhaupt, steckt hinter unserer Schöpfung und sind wir Individuen diesem überhaupt wichtig, ja ist er sich unserer bewusst? Fragen, auf die es keine Antworten gibt, auf die auch Stapledon in dem nicht ganz befriedigenden Finale keine Antwort hat geben können.