Saw: Spiral (BD)

Saw: Spiral
USA 2021, Regie: Darren Lynn Bousman, mit Chris Rock, Samuel L. Jackson u.a.

Rezension von Elmar Huber

Detectice Ezekiel „Zeke“ Banks (Chris Rock) wird mit einem brutalen Todesfall in den eigenen Reihen konfrontiert. Was zunächst wie ein skurriler Unfall scheint - ein Kollege wurde von einer U-Bahn überfahren -, stellt sich bald als perfider Mord heraus. Während die Ermittlungen anlaufen, erhält Banks Nachrichten, die sich auf die Tat beziehen.

Alles sieht so aus, als wäre ein Nachahmer des legendären Jigsaw-Killers John Cramer am Werk, der verbrecherische Cops ihrer gerechten Strafe zuführen will. Der Täter sieht Banks, der von seinen Kollegen offen angefeindet wird, seit der einen korrupten Kollegen verpfiffen hat, als einzig vertrauenswürdigen Kontakt innerhalb der Polizei an. Gemeinsam mit seinem neuen Kollegen William Schenk (Max Minghella) verfolgt Banks die blutige Spur des Killers, der ihnen stets einen Schritt voraus zu sein scheint.

 

War der Original-„Saw“-Film ein veritabler und gut erzählter Überraschungserfolg (in doppelter Bedeutung), haben sich verschiedene Zeitebenen und überraschende Handlungswendungen der Fortsetzungen immer weiter aufgeschaukelt, bis schließlich nur noch ein undurchschaubar verheddertes Knäuel an Erzählsträngen übrig war. „Saw: Spiral“ soll alles auf Anfang setzen, Ballast abwerfen und trotzdem die erfolgreiche Formel bedienen. Gelungen ist das immerhin teilweise.

Die Story von „Saw: Spiral“ ist hinreichend clever. Wie einst John Cramer will auch der neue Jigsaw-Killer Gerechtigkeit und zieht kriminelle Cops auf brutale Weise zur Verantwortung. Das passt in den „Saw“-Kosmos und funktioniert in diesem Polizisten-Umfeld erstaunlich gut. Die neuen Fallen stehen in einer Reihe mit den bekannten Foltermaschinen, das heißt, ein Opfer kann sich nur unter schmerzhaften Verlusten von Körperteilen oder Inkaufnahme von massiven Entstellungen befreien und damit dem ansonsten sicheren Tod entgehen.

Chris Rock, vor allem als Comedian bekannt, hatte die Idee, das Franchise neu zu beleben, mit sich in der Hauptrolle. Tatsächlich macht er zumindest optisch keine so schlechte Figur als Darsteller des zynischen und wütenden Einzelgängers Zeke Banks. Auch die Vermischung der ‚„Saw“-Formel‘ mit dem Genre des Cop-Thrillers funktioniert. Leider steht der Ernsthaftigkeit des Ganzen Rocks klischeehaftes Overacting im Weg; weniger wäre deutlich mehr gewesen.

Für deutsche Hörspielfans stellt sich außerdem ein kurioses Kopfkino ein, denn Chris Rock wird von Oliver Rohrbeck (Justus Jonas in „Die drei ???“) synchronisiert. Schließt man die Augen, hört man den Fall „Die drei ??? und der Jigsaw-Killer“.

Positiv fällt einmal mehr Max Minghella auf, der bereits in „The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd“ mit seiner reduzierten Darstellung begeistert hat. Ein angenehmer Kontrapunkt zu Rocks exaltiertem Schauspiel.

Was die Inszenierung angeht, hätte man gern etwas Neues probieren dürfen. Regisseur Darren Lynn Bousman hat bereits „Saw“ 2 bis 4 gedreht und nutzt auch in „Spiral“ dieselben optischen (voyeuristischen) Spielereien wie schon vor fünfzehn Jahren. Ein mehr geerdeter Ansatz wäre für die angestrebte Neuausrichtung deutlich wirkungsvoller gewesen. Ebenso wie noch ein, zwei Durchgänge bei der Drehbuchpolitur. Nicht wenige Szenen sind redundant und zu dick aufgetragen, Charakter-Momente bleiben dagegen zu oberflächlich.

„Saw: Spiral“ funktioniert im Gewand des Cop-Thrillers überraschend gut und ist alles in allem als Genre-Fast-Food trotz einiger Schwächen unterhaltsam. Eine formale Ablösung von der Ur-Reihe wäre zu wünschen gewesen.