Max Gladstone: Drei Viertel tot - Kunstwirker-Chronik 1 (Buch)

Max Gladstone

Drei Viertel tot

Kunstwirker-Chronik 1

(Three Parts Dead, 2012)

Übersetzung: Helga Parmiter

Titelbild: Chris McGrath

Panini, 2021, Paperback, 416 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Max Gladstone ist bereits ganz gut in der Welt herum gekommen, nachdem er in Yale Chinesische Literatur studierte und zwei Jahre in der ländlichen Provinz Anhui unterrichtete, als Forscher für das Berkman Center for Internet and Policy Law arbeitete, als Reiseleiter der Schweizer Botschaft und nicht zuletzt als Übersetzer, Philosoph und Redakteur. Dann aber verlegte er sich aufs Schreiben und gewann gleich mehrere Preise. Gerade die hier nun startende „Kunstwirker-Chronik“ machte ihn international bekannt. „Drei Viertel tot“, der erste Band der Trilogie, ist nun hierzulande erschienen.

 

Tara ist eine frischgebackene Mitarbeiterin der Kunstwirkerfirma Kelethres, Albrecht und Ao. Schon ihr erster Auftrag hat es in sich, denn sie muss zusehen, dass sie den erst vor Kurzem verstorbenen Feuergott Kos wieder zum Leben erweckt, der nicht nur die Menschen beschützt, sondern bisher auch die Dampfgeneratoren der Metropole Alt-Coulumb am Laufen gehalten hat.

Wenn sie nämlich ausgehen, bricht das Leben in der Vier-Millionen-Stadt zusammen und Panik aus. So macht sie sich zusammen mit dem kettenrauchenden und zweifelnden Jungpriester Abelard auf die Suche nach der Wahrheit und einer Chance, den Gott zu retten - doch schon bald verstricken sie sich in ein Netz äußerst dunkler Intrigen.


Das Faszinierende an der Geschichte ist wohl das Szenario selbst, das sich einmal mehr eben nicht in einem High-Fantasy-Setting bewegt, sondern ganz eindeutig Steampunk-Atmosphäre atmet und darüberhinaus auch noch das eine oder andere Cyberpunk-Element mit einbringt. Damit hebt sich die Serie schon allein von der Masse ab, denn man braucht einige Zeit, um sich die Welt besser vorstellen zu können, beziehungsweise die Stadt, in der das Abenteuer der jungen Tara spielt. Diese ist genauso wie Abelard vom Leben und ihren Erfahrungen gezeichnet, erweist sich als sehr misstrauische Ermittlerin, was ihr am Ende auch weiter hilft.

Die Handlung selbst zieht sich leider etwas. Der Roman selbst schreitet nur behäbig voran, weil viel Text für die Beschreibungen benötigt wird. Immerhin bleibt Spannung erhalten, da immer wieder wichtige Andeutungen und Hinweise eingebunden werden, die den Leser aufmerksam machen und halten. Aber man muss schon einiges an Geduld mitbringen, da auch die Figuren bis vielleicht auf Tara und Abelard recht blass und auf ihre Funktion im Buch reduziert bleiben. Das bessert sich erst kurz vor dem Ende. Der Hintergrund selbst ist trotz der Beschreibungen auch zum Ende hin erschreckend schwammig, das ändert sich aber vielleicht auch im Verlauf der Trilogie.

Alles in allem ist „Drei Viertel tot“, der erste Band der „Kunstwirker-Chroniken“, interessant gestaltet, punktet vor allem durch sein ungewöhnliches Setting, das sich irgendwo zwischen Fantasy und Steampunk bewegt. Für die Handlung selbst muss man allerdings etwas Geduld mitbringen, da diese sich als etwas zäh erweist und nur langsam voranschreitet.