Maddrax 576: Die letzte Bastion, Jana Paradigi (Buch)

Maddrax 576
Die letzte Bastion
Jana Paradigi
Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Dem Ruf des Wandlers folgend, hat ein neuer Streiter den Weg zur Erde angetreten und nimmt, als Amuse-Gueule gewissermaßen, zunächst den Mars ins Visier: Soweit der Cliffhanger des Vorgänger-Heftes.


Auf dem einstmals roten Planeten ist es bereits zu Unruhen gekommen, der segensreiche Einfluss der Sporen ist geschwunden und unter dem Einfluss des Streiters macht sich langsam der Wahnsinn breit unter der Bevölkerung. Um das Leben im Sonnensystem zu retten, versteigt sich Ur-Hydree Wang'kul zu einem verzweifelten Vorhaben. Der Verstand des Beinahe-Gottes ist durch den Einfluss des Streiters bereits geschwächt, sein Plan nur mit absoluter Alternativlosigkeit zu rechtfertigen - Tod, Chaos und Verderben sind die Folge, das noch junge Leben auf dem Mars wird beinahe zur Gänze ausgelöscht. Doch der Zweck, der die grausamen Mittel heiligen sollte, wird bitter verfehlt.

 

„Die letzte Bastion“ ist Jana Paradigis letzter Beitrag zur Serie, wie die Autorin selbst im Fan-Podcast verkündet. Sie ist seit 21 Jahren für „Maddrax“ aktiv und hat insbesondere den Schauplatz Mars wesentlich geprägt und entwickelt; da ist es sicher ein Ausstand nach Mars, äh genau, Maß, an diesem Schauplatz nochmal ein anständiges Feuerwerk abzubrennen. Daher kann man die Episode getrost als Meilenstein bezeichnen, denn Business as usual wird es in diesem Erzählstrang noch lange nicht geben können. Auch wenn zur zweiten Romanhälfte der Titelheld als Kavallerie ins Spiel kommt und eine Notrettung versucht: Wo ein Gott in seiner Verblendung falsche Entscheidungen trifft, Leben tötet oder es wie Schachfiguren in die Entwurzelung verschiebt, ist wenig Trost zu finden.

Mythischer Stoff also, der in seiner Wucht locker für einen Dreiteiler gereicht hätte - was als Kritik anzumerken mir nicht erspart bleibt. Doch trotz seiner gelegentlichen Atemlosigkeit nimmt Jana Paradigi sich in dem Roman ausreichend Zeit, das Handeln ihrer Figuren plausibel zu machen und ein paar grundsätzliche Fragen menschlichen Handelns zu berühren. Verteidigen oder verzweifeln? Abstand gewinnen, aufgeben? Rückzug? Die Hoffnung, die von der einfachen Liebe zwischen zwei Menschen ausgehen kann, trotzt jeder Endzeitstimmung - so die zwar nicht ganz neue, aber durchaus berührend erzählte Quintessenz einer überbordenden Episode; Paradigis letztem Bastei, wie es an einer Stelle augenzwinkernd heißt. Doch dass der Roman gelegentlich etwas grüblerisch wirkt - vielleicht reflektiert die Autorin an der einen oder anderen Stelle auch selbstreferenziell ihre Entscheidung, nach so langer Zeit neue berufliche Wege einzuschlagen - tut dem Genre Spannungsroman zum Glück keinen Abbruch. „Die letzte Bastion“ ist unzweifelhaft ein Pageturner.