100% DC 23: Wonder Woman – Das Ende der Welt (Comic)

Gail Simone
100 % DC 23
Wonder Woman
Das Ende der Welt
(Wonder Woman 20 – 25, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration von Aaron Lopresti
Zeichnungen von Aaron Lopresti, Bernard Chang & Matt Ryan
Farben von Brad Anderson & Kanila Tripp
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Christel Scheja

Wonder Woman ist eine der DC-Superheldinnen, die zwar in Deutschland bekannt ist, aber nicht so viele Fans besitzt, dass sich eine eigene Reihe für sie lohnen würde. Aus diesem Grunde werden ausgewählte Abenteuer der Amazonenprinzessin in der Reihe »100 % DC« veröffentlicht, in der auch andere Helden wie »Flash«, der »Rote Blitz«, ihren Platz gefunden haben.

»Das Ende der Welt« führt Wonder Woman in ein archaisches Reich in einer anderen Dimension. Schuld daran ist ein Fremder, der ihre Tarnidentität als Diana Prince durchschaut hat und Magie einsetzte. Allerdings ahnt sie nicht, dass nur ihre Seele in die andere Welt geschickt wurde, nicht aber ihr Körper.
Diana soll nicht weniger tun, als dem Helden Beowulf beizustehen. Dieser rüstet sich gerade für den Kampf gegen den furchtbaren Grendel, der einen ganzen Landstrich in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings besteht die Gefahr für den Krieger weniger in dem nicht ganz so intelligenten Monster, sondern mehr in Gestalt der Mutter, die eine durchtriebene Hexe zu sein scheint.
Wonder Woman hat es nicht ganz leicht, sich durchzusetzen, denn in diesem Land herrschen die klassischen Geschlechterrollen vor, und eine Kriegerin ist in den Augen der meisten Männer undenkbar. So muss sie sich zunächst Respekt verschaffen, ehe sie Beowulf unterstützen kann.
Dabei merkt sie erst einmal nicht, dass sie selbst zu verrohen beginnt, weil sie keine andere Wahl hat, will sie sich bei dem rauen Umgangston durchsetzen. Erst als sie erkennt, dass sie dazu neigt, sich selbst in einem Blutrausch zu verlieren, versucht sie innezuhalten. Doch zu einer Umkehr ist es vielleicht bereits zu spät.
Und das ist nicht das einzige Abenteuer, dem sie sich stellen muss, denn als sie ihren Geliebten mit zur Paradies-Insel nimmt, erwarten sie neue Prüfungen.

Von den beiden Geschichten ist nur die erste wirklich interessant, die die Superheldin in ein Land entführt, das sehr starke Fantasy-Züge hat und ein wenig an die Szenarien erinnert, durch die sich Red Sonja regelmäßig kämpfen muss. Und tatsächlich beginnt sich Wonder Woman ein wenig wie die hyborische Heldin zu benehmen, verliert aber auch viel von der typischen Ethik der Superhelden. Das gibt der ansonsten sehr von Action durchsetzten Geschichte etwas mehr Tiefe, was das Abenteuer selbst umso reizvoller macht, da die Protagonistin schließlich ihr Verhalten überdenken muss. Auch die Zeichnungen wissen zu gefallen; sie sind detailreich und dynamisch zu gleich
Die zweite Geschichte fällt dagegen zeichnerisch und inhaltlich sehr stark ab, da es viel zu viele kryptische Andeutungen und Sprünge gibt, die nicht so recht zu der ganzen Action passen wollen.

Immerhin vermag »Wonder Woman – Am Ende der Welt« zumindest am Anfang nicht nur Liebhaber der Amazonenprinzessin zu unterhalten, sondern auch diejenigen, die sonst mehr mit »Red Sonja« anfangen können.