Corina Bomann: Sternstunde - Die Schwestern vom Waldfriede 1 (Buch)

Corina Bomann
Sternstunde
Die Schwestern vom Waldfriede 1
Penguin, 2021, Paperback, 608 Seiten, 13,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Corina Bomann faszinierte ihre Leser bereits mit vielen Historischen Romanen, doch ihr neuestes Buch hat einen besonderen Hintergrund, lebt sie doch in unmittelbarer Nähe der titelgebenden Klinik und erhielt nach einem eigenen Aufenthalt, Einblicke in die ganz besondere Chronik des Hauses, die sie zu einer neuen Reihe inspirierte. Mit „Sternstunde“ beginnt die Saga um „Die Schwestern von Waldfriede“.

 

Hanna leidet schwer unter dem Verlust ihres Verlobten und hat zudem ein Trauma davongetragen. Deshalb hofft sie in der neu gegründeten Klinik „Waldfriede“ ein neues Leben zu beginnen und ihren Kummer zu vergessen. Tatsächlich unterstützt sie der charismatische Leiter und Arzt Doktor Conradi dabei und plant sogar, sie zu seiner Sprechstundenhilfe und Röntgenschwester zu machen.

Doch wie so oft sind auch hier Neid und Missgunst nicht weit, und auch in den Jahren zwischen 1919 und 1924 haben die Schwestern, Pfleger und Ärzte viel zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen, für die Menschen da zu sein, denn die Klinik gerät immer wieder ins Visier der Leute, die ihnen keinen Erfolg gönnen. Und auch menschliche Dramen um Liebe und Tod haben ihren Platz unter dem Dach dieses Hauses.


Basierend auf einer realen Chronik erlaubt sich die Autorin, die Geschichte der Klinik „Waldfriede“ zum Leben zu erwecken. Dabei bindet sie viele der realen Ereignisse in den Roman ein, erlaubt sich aber auch Freiheiten, um die Geschichte spannender und lebendiger zu machen. So basiert die Heldin auf einer Person, die wirklich dort gelebt und gearbeitet hat, ist aber ansonsten frei erfunden, um ihr Schicksal etwas mehr auszuschmücken und durch ihre Gefühle etwas mehr Knistern in die Handlung zu bringen.

Dadurch ist es auch möglich, weitere Themen einzubinden, wie auch Traumata, die das Pflegepersonal im Umgang mit schwer verletzten Soldaten erlitten hat. Gleichzeitig gewährt die Autorin Einblick in das Leben und die Glaubenswelt der freikirchlichen Adventisten, die eine ganz eigene Gemeinschaft bilden und international verzahnt sind, was sich gelegentlich als Glücksfall für die Klinik erweist.

Mit sehr viel Feingefühl für die Zeit und den Ort, gelingt es Corina Bormann, die frühen 20er Jahre zum Leben zu erwecken, einen Einblick in die Schwierigkeiten zu bieten, die damals eine Klinikgründung mit sich brachte, aber auch die Stellung und die Erwartungen, die man jungen Frauen entgegenbrachte. Dazu kommen glaubwürdig geschilderte Behandlungsmethoden mit all den Dramen, die sich dabei entwickeln, inklusive fehlschlagender Operationen. Das Verhalten der Betroffenen ist immer nachvollziehbar und geht ans Herz.

Letztendlich gibt es zwar keine Action, wohl aber viele Intrigen und Verstrickungen, die den Leser dazu bringen, weiter zu lesen. Dabei fallen die Figuren niemals aus der Rolle, sondern glänzen durch einen interessanten Facettenreichtum. Zudem findet das Buch einen ersten Abschluss, es bleiben aber dennoch viele Fragen offen, die Lust auf Mehr machen.

„Sternstunde“ ist der gelungene Auftakt von „Die Schwestern von Waldfriede“ und macht durch seine atmosphärischen und glaubwürdigen Schilderungen von Menschen, Ort und Zeit Lust darauf, die zum Leben erweckte reale Chronik der Klinik auch weiter zu verfolgen.