Maddrax 575: Zwischen den Sternen, Sasche Vennemann (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 08. Februar 2022 18:17

Maddrax 575
Zwischen den Sternen
Sascha Vennemann
Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Matthias Hesse
Nicht nur das Titelbild der 575. „Maddrax“-Ausgabe sieht schwer nach „Perry Rhodan“ aus, auch die No'ether könnten so wie sie hier in der Mitte des „Weltenriss“-Zyklus beschrieben werden, locker in der Perrypedia stehen: Als lycheeförmige Schwefelatmer vulkanischer Herkunft durchstreifen sie in der ANTILIUM den interstellaren Raum auf der Suche nach hochenergetischer Nahrung - da kommt der gigantische Tachyonennebel gerade recht. Pech nur für die friedliebenden Dreikäsehoche, dass es sich dabei um einen Streiter handelt, seinerseits selbst eine ziemlich gefräßige kosmische Entität.
Doppelt Pech, dass auch der androidische Nachfolger des MX-Erzantagonisten Jacob Smythe zufällig in der Nähe rumdümpelt. Seit weit über hundert Episoden galt dieser als verschollen, doch mit seiner äußerst wandlungsfähigen Kumpanin, dem multispeziistisch einsatzfähigen Sexbot Lybreyz, trudelt er in einer Rettungskapsel als überqualifizierter Weltraumschrott durch die Weiten des Alls. Wie es dem Streiter gelingt, den Prof als Verbündeten für seine Kaperfahrt zu gewinnen, und wie die No'ether verzweifelt gegen die unerwartete Übernahme zu bestehen versuchen, erzählt Sascha Vennemann in einem gelungenen Beitrag zur Reihe.
Es ist vor allem Vennemanns Gespür für Tempo und Situationen, aber auch sein grundsolider Stil, der „Zwischen den Sternen“ zu einem Vergnügen auch für Gelegenheitsleser macht. Denn der Plot als solcher gibt der Gesamthandlung zwar einen unerwarteten Twist, ist aber in wenigen Sätzen erzählt und auch zu gradlinig, um aus sich heraus übermäßig spannend zu sein. Dazu müsste der Widerstand der Gekaperten weniger hilflos sein, Smythes Plan weniger reibungslos funktionieren. Doch was wie Gemecker klingt, ist auch als Lob zu verstehen: Die simple Struktur lässt genügend Raum für Atmosphäre und das, was die „Perry Rhodan“-Redaktion gerne mit dem Label Sense of Wonder versieht. Hier präsentiert sich Vennemann als Könner.
Bastei ist ein großer Publikumsverlag, und beinahe wäre das Experiment reizvoll, denselben Roman vom selben Autor bei einem kleineren Publisher wie etwa dem Trash-Mag „Super Pulp“oder Hammer Boox nochmal alternativ erzählt zu bekommen. Denn das schräge Potential, das das Romanpersonal bietet, kann hier aus Rücksicht auf allgemeine Geschmacksgrenzen leider nicht ausgeschöpft werden. Ein tentakelbildender Erotik-Robo, ein verhinderter Superschuke und schwefelschwitzende Raumnomaden - das hätte auch eine Bad Taste Novel erster Güte werden können, die ich gern gelesen hätte. Zumindest aber wäre es erfreulich, dem Volk der No'ether auch im weiteren Verlauf der Serie begegnen zu können.