Gruselkabinett 45 & 45: Berge des Wahnsinns, H. P. Lovecraft (Hörspiel)

H. P. Lovecraft & Mark Gruppe (Script)
Berge des Wahnsinns
Gruselkabinett 44 & 45
Sprecher: Rainer Schöne, Jan Panczak, Bettina Weiß, Annina Braunmiller, Eckhart Dux u. a.
Musik: Andy Matern
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2010, je 1 CD (bzw. 2 in 1 Schuber, 55 bzw. 62 Minuten, je ca. 8,99 oder ca. 17,99 EUR (Schuber), ISBN 978-3-7857-4414-7 (CD 1), ISBN 978-3-7857-4415-4 (CD 2), ISBN 9783939794844 (Schuber)

Von Christel Scheja

H. P. Lovecraft gehört neben Edgar Allan Poe zu den Phantastik-Autoren, die inzwischen auch der breiten Masse bekannt sind. Der Cthulhu-Mythos durchzieht wie eine gewisse Depressivität und Melancholie seine Erzählungen.

Nicht wenige davon spielen in Amerika selbst. Es ist eher selten, dass er andere Länder als Schauplatz seiner Geschichten nimmt, und regelrecht exotisch, die Antarktis auszuwählen, die um 1930 herum tatsächlich noch weiße Flächen auf der Landkarte aufzuweisen hatte. Diese Novelle wurde nun von den Machern der Reihe „Gruselkabinett“ in ein zweiteiliges Hörspiel mit einer Laufzeit von gut 2 Stunden umgesetzt, die einzeln, aber auch im Schuber, erhältlich sind.

In den letzten Monaten des Jahres 1930 bricht der Geologe William Dyer von der Miscatonic University zusammen mit anderen Kollegen zu einer Expedition auf, die sich unauslöschlich in seinem Geist einbrennen wird. Erst später wird er in seinem Tagebuch aufzeichnen, was wirklich tief im Süden im antarktischen Sommer geschehen ist und allen Teilnehmern außer ihm und dem wahnsinnig gewordenen Danforth das Leben gekostet hat. Das Team steht unter der Leitung von Professor Lake und schlägt sein erstes Lager im McMurdo Sund zu Füßen des Mount Erebus auf. Mit der Hilfe von Flugzeugen errichten sie ein Lager weiter im Landesinneren von wo aus sie weitere Flüge starten und dabei immer mehr Dinge entdecken, die die Geschichte der Erde neu schreiben könnten. Dyer und einige andere bleiben erst einmal im Basislager zurück, um den Kontakt nach außen aufrechtz erhalten. So bekommen die beiden nur über Funk mit, wie die anderen Forscher in einer bizarren Landschaft am Mount Nansen notlanden müssen. Doch diese machen aus der Not eine Tugend und unternehmen Bohrungen und weitere Untersuchungen, die phantastisch und grauenvoll zugleich sind. Eine Kreatur, die sie im ewigen Eis entdecken, lässt Dyer und Danforth entsetzt aufhorchen, denn sie haben vor langer Zeit schon einmal von diesen in einem Buch namens „Necronomicon“ gelesen. Und als hätten sie es geahnt, bricht die Verbindung zu den anderen ab, so dass sie selbst nach dem Rechten sehen müssen und schließlich ein verwüstetes Lager, grausam entstellte Leichen und nicht zuletzt Felsformationen, die an die Überreste einer bizarren Stadt erinnern, finden. Nur von dem Wesen selbst fehlt jede Spur.

Eigentlich sollte man annehmen, dass eine Expedition mit vielen Köpfen viel mehr Sprecher erfordert, tatsächlich tauchen in „Berge des Wahnsinns“ weit weniger Figuren als sonst auf. Das liegt vor allem daran, dass die Macher sich auf die wesentlichen Personen konzentriert haben, die führenden Köpfe und die Menschen mit denen sie am meisten interagieren. So tragen diese die Handlung allein durch ihre Dialoge und ihre Beschreibungen und man benötigt nicht unzählige Nebenrollen, um die Handlung voranzutreiben.

Soundeffekte und Musik sorgen dafür, dass das Ganze dabei nicht zu einem ruhigen Kammerspiel wird, sondern wirklich den Eindruck von Kälte und Einsamkeit in der Antarktis widerspiegeln und einen beim Zuhören frösteln lassen. Die Handlung selbst nimmt sich sehr viel Zeit, die wichtigen Personen einzuführen und die einzelnen Stadien der Geschichte zu schildern, so dass man wirklichen Anteil an den Entdeckungen nimmt. Das Grauen schleicht sich dafür wieder auf leisen Sohlen an und schlägt erst in der zweiten CD richtig zu. Dennoch kommt schon früh Spannung auf, da man bereits ahnt, dass etwas nicht stimmt, nur nicht direkt weiß, was es eigentlich ist.

Die Sprecher geben ihren Figuren Profil, selbst die Frauen sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern nehmen einen aktiven Part in der Geschichte ein, der trotzdem mit dem Zeitkolorit übereinstimmt. Alles in allem merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht, da die Geschichte immer wieder interessante Szenen zu bieten hat, auch wenn das Hörspiel insgesamt eher ruhig ist und auf Action verzichtet.

Das macht „Berge des Wahnsinns“ zu einem gelungenen Hörgenuss, der nicht nur die Atmosphäre lovecraft’scher Geschichten einfängt, sondern auch den Zeitkolorit treffend und lebendig durch die Figuren wiedergibt. Es lohnt sich jedenfalls einmal in diese Adaption hineinzuhören.