Maddrax 570: Böse, Lucy Guth (Buch)

Maddrax 570
Böse
Lucy Guth
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

In der dunklen Zukunft der Erde nähert sich der aktuelle „Weltenriss“-Zyklus dem Ende seiner ersten Halbzeit. Das Team der SF-Horror-Fantasy-Abenteuer-Genremix-Romanheftserie kredenzt kurz vor Erreichen dieser Marke einen Dreiteiler, der gravierende Umwälzungen verspricht. Als „Böse-Trilogie“ wird er auf den Markt gebracht, und „Böse“ heißt auch die erste Episode, für den Tanja Bruske-Guth schon qua Pseudonym als Autorin bestens qualifiziert ist, trägt sie das Gegensatzpaar gut/böse doch schon im Namen, zumindest wenn man Lucy als Variante von Luzifer betrachten mag - doch auch wenn man naheliegende Wortspiele beiseitelässt, ist die Autorin immer eine gute Wahl. Sei es, weil sie den Handlungsstrang um das Schicksal der Hydriten, die nun für die Gesamtstory wichtiger zu werden scheinen, schon seit einigen Heften am Genauesten im Blick hat, sei es, weil sie stets zu Hochform aufläuft, wenn wir in die Seelen der Figuren gucken dürfen. 

 

Auch, wenn es „Böse“ an Kampf und Action nicht mangelt: Dieser Roman wäre ohne schlüssige Psychologie zum Scheitern verurteilt.

Zum einen sind Matt und Aruula in den Bann jener Lovecraft‘schen Stadt geraten, die das grausige Fundament der aktuellen Ereignisse bildet. Da der Titel des Heftes schon der halbe Spoiler ist, ist es nicht zuviel verraten, dass die beiden Strahlehelden die Seiten wechseln. Der dunkle Keim ist diesmal nicht schuld, doch der genaue Grund bleibt zunächst im Unklaren. Zum anderen merkt Meeresbewohner Quar'tol, dass ihm bei seinem Plan, den legendären Ei'don als Versöhner für eine geeinte hydritische Rasse zu benutzen, die Zügel aus der Hand gleiten.


Beiden Handlungssträngen tut es sehr gut, von der Autorin klar und ohne stilistische Experimente - dafür aber mit ausreichend Raum für das Innenleben der Personen - erzählt zu werden. So treibt eine jederzeit plausible Spannung die Geschichte voran, die sich niemals aus Vordergründigem speist. Wie Lucy Guth beim Titelhelden und seiner Gefährtin gekonnt den Spaß, die perfide Lust an der neuen Rolle der skrupellosen Bösewichte ausgestaltet, sorgt beim Lesen für Faszination, Staunen und ambivalente Gefühle. Zumal der blutige Feldzug der beiden - es gilt einen Auftrag für die Dunkle Stadt zu erfüllen - nicht nur Bauernopfer fordert.

Wie (und ob überhaupt) sich die Dinge von hier aus noch zum Guten wenden können, ist erstmal nicht vorhersehbar. Überraschung gelungen!