Der dunkle Kristall 1: Ära der Schatten, J. M. Lee (Buch)

Der dunkle Kristall 1
Ära der Schatten
J. M. Lee
(Shadows of the Dark Crystal 1, 2016)
Übersetzung: Susanne Gerold
Blanvalet, 2021, Taschenbuch, 320 Seiten, 10,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Als Jim Hensons „Der dunkle Kristall“ 1982 in die Kinos kam, brach der Film mit der damaligen Fantasy-Welle. Denn durch die Puppen war es möglich eine ganz eigene, phantastische Welt mit Wesen zu erschaffen, die kein Schauspieler verkörpern konnte. Daher wurde die Geschichte auch zu einem Klassiker, den niemand fortzusetzen wagte.  Allerdings brachte Netflix 2019 eine Vorgeschichte der Saga. Wenig bekannt ist, dass diese auf einer vierbändigen Serie von J. M. Lee basiert, die ab 2016 im Original erschien. Der Autor fungierte daher auch als Drehbuchschreiber für die Streaming-Serie.

 

Seit langer Zeit herrschen die Skekse in der Burg des dunklen Kristalls und wachen über Wohl und Wehe der Welt Thra. Alle denkenden und fühlenden Wesen, selbst die magiekundigen Gelflinge, haben sich ihnen untergeordnet, da sie den Frieden dem Widerstand vorziehen. Allerdings gibt es auch diejenigen, die langsam aber sicher aufwachen, so wie Naia, die einmal das Sumpfreich ihrer Mutter erben soll. Als sie erfährt, dass ihr - im Palast der Skekse dienender - Bruder zum Verräter erklärt wurde und verschwunden ist, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit, denn sie kann und will nicht glauben, dass er schuldig ist. Sie ahnt nicht, dass sie damit selbst in große Gefahr gerät.


Wer den Film kennt, ahnt natürlich, worum es geht und wird nicht enttäuscht. Dennoch ist die Geschichte dadurch nicht langweilig, sondern wird spannend und abwechslungsreich aufbereitet, hat der Autor doch so die Gelegenheit, die Kultur der Gelflinge auszubauen und aufzubereiten wie kein anderer. Denn in der Zeit, in der die Romane spielen, ist das Leben des kleinen friedliches Volk, dessen unterschiedliche Clans von Matriarchinnen geführt werden, noch sehr angenehm und facettenreich; tatsächlich gibt es in den verschiedenen Gruppen sogar so etwas wie Dünkel gegenüber den Clans, die vermeintlich primitiver leben.

Die Heldin ist ohnehin ein eigenwilliger Charakter, der sich nicht in das ihr vorherbestimmte Schicksal fügen will. Das liegt vermutlich auch daran, dass sie ein Zwilling ist und so eine engere Beziehung zu ihrem Bruder besteht als üblich.

Deshalb glaubt sie auch nicht das, was alle anderen denken und gibt so den Lesern die Gelegenheit, die Welt Thra mit all ihren Geschöpfen besser kennenzulernen. Immer wieder werden auch kleine Hinweise zum Film eingeflochten, klingen die entsprechend dunklen Entwicklungen schon einmal an und auch die Skekse machen keinen Hehl aus ihrer ziemlich dunklen Gesinnung.

Heraus kommt eine Geschichte voller Phantasie, die die Welt wieder zum Leben erweckt und sicherlich auch für die spannend ist, die bisher nur die Fernsehserie kennen. Denn die Bücher können das Geschehen und die Figuren doch besser ausarbeiten. Nur sollte man nicht allzu viel Tiefe erwarten, denn das eigentliche Abenteuer und die atmosphärischen Schilderungen der Welt stehen im Vordergrund.

„Ära der Schatten“ ist der erste Band von „Der dunkle Kristall“ und entführt Fans des Films und der Netflix-Serie noch einmal sehr stimmungsvoll und atmosphärisch in die Welt von Thra. Auch wenn schon Vieles vorgezeichnet ist, so bleibt der Weg von Naia doch spannend und abwechslungsreich und macht Lust auf Mehr, denn in diesem Fall ist auch der Weg eher das Ziel.