Jessica Verday: The Hollow – Wahre Liebe ist unsterblich (Buch)

Jessica Verday
The Hollow – Wahre Liebe ist unsterblich
(The Hollow 2009 (als Jessica Miller))
Übersetzung aus dem Englischen von Barbara Abedi
Titelbild von Frauke Schneider
Arena, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 432 Seite, 15,95 EUR, ISBN 978-3-401-06495-6

Von Christel Scheja

Es ist schon sehr mutig, seine Geschichte in einem Ort anzusiedeln, der Schauplatz eines anderen großen phantastischen Romans ist. Aber da es sich bei „The Hollow“ um das Debüt der jungen Autorin handelt, mag das verzeihbar sein. Ähnlich wie die Marotte, den Roman erst einmal handschriftlich zu verfassen.

Eine schwere Zeit bricht für Abbey an, als ihre beste Freundin Kristen erst spurlos verschwindet und man sie dann nach längerer vergeblicher Suche für tot erklärt. Besonders schwer fällt es ihr, die Trauerfeier zu ertragen und sie sucht deshalb die Einsamkeit des nahegelegenen Friedhofs auf. Dabei begegnet sie zum ersten Mal einem geheimnisvollen jungen Mann, den sie in Sleepy Hollow zuvor noch nie gesehen hat und nicht wirklich vergessen kann.. In der folgenden Zeit trägt Abbey weiterhin schwer an ihrer Trauer und kann sich nicht von dem Gedanken lösen, dass Kristen vielleicht doch noch am Leben ist, denn immerhin wurde ihr Körper ja nicht gefunden. Trost und Ablenkung seitens der Schulkameraden und der Eltern erreichen sie nicht wirklich. Erst der geheimnisvolle Unbekannte reißt sie aus ihrer Lethargie, indem er sich ihr eines Tages beim Besuch auf dem Friedhof annähert. Schon bald fühlt sich Abbey von dem jungen Mann, der sich Caspian nennt, angezogen, der sie nicht nur äußerlich mit seinem weißblonden Haar und der schwarzen Strähne darin fasziniert. Sie fühlt sich in seiner Nähe geborgen und alle Trauer verfliegt. Dafür nimmt sie es auch in Kauf, dass sie sich nur zu ungewöhnlichen Zeiten treffen können und er sich den anderen nicht zeigen will. Sie ist schon bereit, ihm mehr zu vertrauen – als sie eines Tages im Zimmer ihrer toten Freundin, das sie noch einmal besuchen darf, zwei Tagebücher statt einem findet. Dort muss sie feststellen, dass Kristen Geheimnisse vor ihr hatte ... und einiges aus den Aufzeichnungen ist ihr selbst nur all zu gut bekannt.

„Die Legende von Sleepy Hollow“ von Washington Irving zählt zweifellos zu den großen und wichtigen Werken der amerikanischen Schauerliteratur. Bei uns dürfte die Geschichte in den letzten Jahren vor allem durch den Film mit Johnny Depp bekannt geworden sein. Sie muss auch die junge Autorin sehr beeindruckt haben, denn jedes Kapitel der Geschichte wird mit einem Zitat aus der Erzählung von Irving eingeleitet und mehrfach nehmen die Figuren Bezug auf die Legende ihres Heimatortes. Wer aber mehr erwartet, wird enttäuscht, denn es geht nicht um den kopflosen Reiter und Hexenzauber, nur ein Element der Geschichte von Jessica Verday deckt sich mit dem Klassiker.

Die phantastischen Elemente sind vorhanden, werden aber nur sehr verhalten eingesetzt. Auf langer Strecke kommt die Geschichte ganz ohne sie aus und schildert die Trauerzeit der jungen Heldin, die sich verloren fühlt, weil sie den Anker ihres Lebens verloren hat. Deshalb greift sie auch nach der Hand, die ihr Caspian reicht, ohne dabei zunächst mitzubekommen, dass sie damit selbst in große Gefahr gerät. Die Handlung erweist sich als recht geradlinig. Vor allem erfahrene Leser werden wissen, dass der junge Mann nicht ganz das ist, was er vorgibt zu sein und werden daher nicht überrascht sein, als Abbey aufgerüttelt wird und selbst Nachforschungen beginnt, die schließlich das ganze Geheimnis enthüllen. Auch wenn vieles offensichtlich ist, liefert die Autorin doch keine schlechte Arbeit ab. Die düsterromantische Atmosphäre stimmt, die einzelnen Hinweise sind gut verteilt und schaffen zumindest etwas Spannung, die sich bis zum Ende hält.

Alles in allem ist „The Hollow“ ein netter wenn auch leicht durchschaubarer romantischer Thriller, der stimmungsvoll auf den Pfaden eines Klassikers der Horror-Literatur wandert, ohne diesen zu kopieren. Vor allem Leserinnen zwischen zwölf und fünfundzwanzig Jahren werden ihre Freude an der melancholischen Liebesgeschichte haben.