Marschall, Bodo: Der Zauberkristall (Buch)

Bodo Marschall
Der Zauberkristall
Förster Bodos Waldgeschichten 1
Titel- und Innenillustrationen von Christoph Semmelrodt
Edaphon,2009, Hardcover, 48 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-9813007-0-3

Von Irene Salzmann

Die kleine Marie und ihr Vater begegnen bei einem Spaziergang durch den Wald dem Heinzelmann Pit. Nachdem sie den Zauberkristall berührt haben, sind sie so klein wie Pit und begleiten ihn in die Wunderwelt des Waldbodens. Marie bestaunt Würmer und Käfer, Elfen und Springfußkobolde und viele mehr, die alle zusammenarbeiten, um den Boden locker und reich an Nährstoffen zu halten, damit die Bäume und anderen Pflanzen gut wachsen können.
Dann passiert etwas Schreckliches: Ein Laster lädt im Wald Müll ab, darunter auch ein Öl-Fass. Die Erdfabrik wird schwer beschädigt, und das Öl verunreinigt den Boden. Kann dieser Schaden jemals wieder gut gemacht werden?

Multitalent Bodo Marschall ist nicht nur Förster, sondern außerdem Waldpädagoge, Märchenerzähler, Autor und Pantomime. Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen versucht er, Kindern und Erwachsenen durch Führungen und Geschichten ein besseres Verständnis der Natur zu vermitteln.
Zusammen mit dem Diplom-Designer Christoph Semmelrodt gründete er 2009 den Edaphon Verlag, in dem nun »Der Zauberkristall« erschienen ist (bereits bei anderen Verlagen publizierte Bodo Marschall Märchen- und Sachbücher), der unter der Schirmherrschaft von Stefan Mörsdorf, Minister für Umwelt, steht und vom Saarforst-Landesbetrieb die Auszeichnung »naturpädagogisch besonders wertvoll« erhielt.

Bei dem Titel handelt es sich um ein großformatiges Kinderbuch, das zunächst eine spannende Geschichte, dann einen kleinen Informationsteil bietet. Beides ist altersgerecht aufbereitet: Die leicht verständlichen Erklärungen sowie die ansprechenden Illustrationen und Fotos wenden sich an Kinder zwischen 3 und 8 Jahren. »Der Zauberkristall« eignet sich zum Vorlesen im Kindergarten und als ergänzende Lektüre in der Grundschule.
Junge Bücher- und Natur-Freunde lernen mit Marie den Wald kennen, insbesondere den Boden, dem oft keine Beachtung geschenkt wird, obwohl er der Lebensraum unzähliger Mikroorganismen und für den gesunden Wachstum aller Pflanzen verantwortlich ist. Um komplizierte biologische Vorgänge zu vereinfachen, werden Fäulnisprozesse und ähnliches mit dem Wirken von Elfen und anderen Märchenwesen erklärt, die die Käfer und Würmer unterstützen.
Auch die Umweltsünden, die aus Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit von vielen Menschen begangen werden, klammert der Autor nicht aus – dramatisch dargestellt in roten Farben, nachdem zuvor Grün- und Blautöne für eine intakte Umwelt standen. Welchen Schaden Öl anrichtet, ist hinreichend bekannt, aber angesichts einer Ölpest, die ganze Lebensräume vernichtet und seine Bewohner tötet, vergisst man, dass schon ein Tropfen, der irgendwo in die Erde sickert, ebenfalls viel zerstört. Dadurch, dass die bedrohten Tiere und Pflanzen in der Geschichte personalisiert werden, ist die Anteilnahme der Kinder größer, und sie öffnen sich leichter dem Umweltgedanke.
Der Informationsteil am Ende des Buches hätte durchaus umfangreicher ausfallen dürfen. Für Grundschüler ist die Geschichte fast schon etwas zu naiv, während die sachlichen Erklärungen zu den Insekten und anderen Tierarten, die man mit dem bloßen Auge sehen kann, weitaus mehr das Interesse wecken dürften (und vielleicht den einen oder anderen Besitzer eines Mikroskops veranlassen, etwas Waldboden und das Wasser aus einer Pfütze genauer zu untersuchen). Zwar wird auch hier nicht zu sehr ins Detail gegangen, aber für die Altersgruppe sind die Erläuterungen angemessen.
Den Abschluss bilden Hinweise auf Projekte, die von den Mitwirkenden am »Zauberkristall« unterstützt werden.

Alles in allem ist »Der Zauberkristall« eine kindgerechte Lektüre, die neugierig auf die Natur macht und den Wunsch weckt, den Wald und andere Lebensräume zu schützen. Es wäre wirklich begrüßenswert, bereits ab dem Kindergartenalter das Verständnis für die Zusammenhänge von Natur und Mensch zu fördern, damit den weltweiten Umweltsünden entgegengewirkt wird und auch noch spätere Generationen in einer gesunden Welt mit einer großen Pflanzen- und Tiervielfalt leben können.