Nicole Kohlstock: Gabri (Buch)

Nicole Kohlstock
Gabri
2021, Paperback, 616 Seiten, 14,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die 1979 in Frankfurt/Oder geborene Nicole Kohlstock lebt heute mit ihrem Mann bei Schwerin und ist eine leidenschaftliche Autorin. Nach ihren Fantasy-Romanen wie „Talmon“ und „Barbartos“ und einer Dystopie erzählt sie nun in „Gabri“ von einem rebellischen Engelsmädchen.


Gabrielle ist noch ein Teenager, hat aber schon hochfliegende Pläne. Sie will wie ihr Bruder Michael ein Erzengel werden und nicht einen der für weibliche Wesen ihrer Art üblichen Berufe ergreifen. Hartnäckig und stolz kämpft sie für ihre Träume, auch wenn sie ein schwerer Schlag aus der Bahn wirft und die Gesellschaft von Anglarech ihr Steine in den Weg legt.

Ein Ziel macht sie stark und entschlossen, auch weiter zu kämpfen so lange sie kann, Denn sie will dem Fürsten der Finsternis selbst das Handwerk legen. Allerdings ist Saytan auch verteufelt charmant und klüger, als sie angenommen hat. Und ihre Pläne könnten sich als Bumerang erweisen, wenn sie nicht aufpasst.


Auf den ersten Blick mag die Geschichte wie eine Fantasy-Romanze wirken, ist aber weitaus mehr. Denn auch wenn die Liebe eine wichtige Rolle spielt, so steht doch die Entwicklung von Gabri zu einer bedeutenden Engelskriegerin im Vordergrund. Denn sie ist schon als Teenager anders als ihre Altersgenossinnen oder Verwandten; sie gibt den Plan, Kriegerin zu werden nicht auf, selbst als sie schwer verletzt wird und auch mit anderen Problemen zu kämpfen hat.

Die Autorin erzählt die Handlung flott und mit einem Augenzwinkern, denn es geht nicht immer ganz ernst zu. Sie spricht zugleich auch jüngere Leserinnen an, die immer noch ganz gerne Schulgeschichten lesen, aber auch schon das Kribbeln der ersten Liebe spüren wollen. In der Hinsicht mag ein Genre-Fan vielleicht enttäuscht sein, findet aber dennoch genug Elemente um seinen Spaß zu haben, denn „Himmel“ und „Hölle“ sehen in diesem Kosmos etwas anders aus als üblich.

Gabri entwickelt sich über den Lauf der Seiten gut, von dem manchmal etwas zickigen Teenager wird sie zu einer selbstbewussten Frau. Sie bekommt durchaus Hilfe, ergreift aber meistens selbst die Initiative. Der Einzige, der zunächst etwas blass bleibt ist Cael. Aber das hat auch seine Gründe, macht es doch das Zusammenspiel mit Saytan, etwas reizvoller und kribbelnder, weil die Heldin gelegentlich auch einmal schwanken darf.

Der Fürst der Finsternis ist eine interessante Figur. Er macht keinen Hehl aus seinen Absichten, zeigt aber auch freundliche und offene Seiten. Zudem ist er es, der der Heldin hilft, Intrigen zu erkennen und die Augen darüber zu öffnen, dass Engel keine Heiligen sind.

Alles in allem kommt so eine gelungene Abenteuer-Geschichte zusammen, die vor allem Leserinnen ab zwölf, dreizehn Jahren ansprechen dürfte, die den Mix aus romantischen Momenten und Action zu schätzen wissen.

„Gabri“ ist ein in sich geschlossener Fantasy-Roman für Jugendliche und junge Erwachsene, die einen guten Mix aus Liebesgeschichte und Abenteuer mögen und auch einmal eine neue Art von Engeln und Teufeln kennenlernen wollen, denn die Welt der Autorin bricht sehr deutlich aus den Klischees aus.