Akram El-Bahay: Die Schattenarmee - Ministry of Souls (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. Oktober 2021 19:05

Akram El-Bahay
Die Schattenarmee
Ministry of Souls 2
Lübbe, 2021, Paperback, 350 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Wir schreiben das Jahr 1850. Auf der ganzen Welt gibt es Geister - viele Geister, die ihren Weg in die Zwischenwelt nicht finden oder schlicht nicht gehen wollen. Da kommen wir ins Spiel. Gestatten: Jack, einer der Soulmen des geheimen Ministeriums für endgültige Angelegenheiten. Wir suchen die Geister, geleiten sie durch die Tore in die Zwischenwelt und müssen dann innerhalb einer Stunde wieder in die reale Welt wechseln, sonst stecken wir fest. Und das wäre so gar nicht gut!
Gleich bei meinem ersten Einsatz als Soulman geht aber auch wirklich alles schief. Ich werde in den Buckingham-Palast gerufen, und was finde ich da? Eine Delegation aus dem Morgenland vergiftet, der Sultan in Flammen aufgegangen und nur die Tochter gerade noch so am Leben.
Natürlich helfe ich wo ich kann, doch das dicke Ende kommt nach. Dick ist er eigentlich nicht, der Ifrit, der einmal beschwore, nicht nur das Hauptquartier der Soulmen verwüstet, sondern auch nach Rache dürstet.
Begleitet von einem Magier in Gestalt einer vorlauten Katze - fragen Sie nicht! -, der Prinzessin und verfolgt von einer Armee von Seelen - die uns eben jener Ifrit auf die Fersen gesetzt hat -, mache ich mich auf, in der Heimat der Prinzessin vielleicht ein Mittel gegen den mächtigen Geist zu finden. Nur, das was wir da finden ist etwas, auf das wir getrost hätten verzichten können. Das Empire selbst ist in Gefahr, denn die Schattenarmee bläst zum Angriff.
Akram El-Bahay hat bewiesen, dass er ein wahrer Geschichten-Erzähler in der Tradition von 1001 Nacht ist. In seinen beiden bei Lübbe erschienen Trilogien („Flammenwüste“ und „Bibliothek der flüsternden Schatten“) verband er dabei orientalische Mythen und Elemente mit einer mitreißenden Fantasy-Handlung.
Bot der erste Teil des „Ministry of Souls“-Zweiteilers noch eine Handlung, die sich in London abspielte, so entführt der Autor seine Leserinnen und Leser dieses Mal erneut in den Orient.
Und hier schwelgt er förmlich in wunderbaren Beschreibungen - sei es der Palast, der Suq oder die malerischen Segelschiffe, die sie über Arabien in die Heimat der Prinzessin bringen, vor den Augen der Leser nimmt der Orient in all seiner sicherlich ein wenig stereotypen Pracht Gestalt an.
Dabei verschließt der Autor seine Augen aber mitnichten vor den damals herrschenden Zuständen. Die Kolonialmacht England, die zwangsweise Länder besetzt und kolonisiert, wird deutlich angesprochen, die Rolle der Frau als beschütztes Wesen, das dem Willen des Mannes untertan ist unauffällig, aber deutlich kritisiert. Dazu trägt natürlich auch bei, dass Prinzessin Naima eine selbstbewusste, ja emanzipierte Frau ist, die ihr Schicksal aktiv gestaltet und in die Hand nimmt.
Über den früheren Bücherwurm und Magier Oz, jetzt in Gestalt einer schwarzen Katze unterwegs, kommen ein wenig Humor und spritzige Dialoge in den Plot, unser Soulman Jack ist wie üblich bemüht - aber immer auch ein wenig vom Pech verfolgt.
Der Mix, er stimmt. Die Lektüre gestaltet sich abwechslungs- und temporeich, die Dramatik nimmt noch einmal deutlich zu, bevor uns das Finale dann in sich rund und befriedigend zurücklässt.
Wer also einmal außerhalb der üblichen archaischen Fantasy-Welten unterwegs sein möchte, der darf ruhig zu diesem Zweiteiler greifen - es lohnt sich.